Leben/Essen & Trinken

Daiquiri: Geschmacksverwirrung oder Klassiker?

"My Mojito in La Bodeguita, my Daiquiri in El Floridita" – um die Entstehungsgeschichte des Daiquiri ranken sich viele Legenden. Fest steht, dass der Cocktail auf Rum-Basis durch die Trinkvorlieben von Ernest Hemingway Weltbekanntheit erlangte. Als möglicher Erfinder gilt Jennings Cox: Der Bergbauingenieur arbeitete während des Spanisch-Amerikanischen Kriegs 1898 auf Kuba in einer Eisen-Mine. Ebenso ist historisch belegt, dass der US-Kongressabgeordnete William A. Chanler, der die Eisen-Mine später kaufte, den Cocktail in New Yorker Bars einführte.

Leicht, süffig am Gaumen, der Rum sollte durchscheinen und auf keinen Fall picksüß – so soll ein perfekter Daiquiri schmecken. Die International Bartender Associationgibt das korrekte Mischverhältnis mit 4,5 cl Rum, 2,5 cl Limettensaft und 1,5 cl Läuterzucker an. Der Daiquiri gehört vor allem in Frozen-Varianten mit süßem Fruchtmus zum Standard-Repertoire von Barkeepern. Der Geschmack des Cocktails wird maßgeblich von der Qualität des Rums bestimmt. Unter Rum-Marken findet oft ein Streit über das Originalrezept statt, es dürfte aber außer Streit stehen, dass für die ersten Daiquiris ein Bacardi verwendet wurde – die Firma wurde 1862 in Santiago de Cuba gegründet.
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Eine Prise Zimt oder Nelken

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Auf den "einfachen Klassiker" möchte Reinhard Pohorec, Österreichs bester Bartender des Jahres 2014, in seiner CocktailbarTür7nicht verzichten. "Die Wahrnehmung zwischen Experten und Gästen klafft oft auseinander. Viele denken an die picksüßen Frozen-Varianten der letzten Jahrzehnten. Dabei ist der Cocktail auch durch dessen Entstehungsgeschichte rund um die kubanischen Bergbau-Arbeiter um 1900 recht spannend. Der Daiquiri ist ein wunderbarer Drink: Die einfachen Dinge sind meist die guten." Bert Jachmann, bester Bartender im Jahr 2013, kann dem nur zustimmen: "Der Daiquiri ist sicher keine Geschmacksverwirrung. Die Popularität der Frozen-Varianten ging mit der Verbreitung des 1922 erfundenen Mixers einher."

"Bei fruchtigen Drinks braucht es vollreife Früchte, sonst trinkt man eine wässrige Plörre."


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Beide Barkeeper lehnen den beliebten Erdbeer-Daiquiri übrigens im Winter ab. Pohorec: "Natürlich ist Saisonalität längst kein neues Thema, aber bei fruchtigen Drinks braucht es vollreife Früchte, sonst trinkt man eine wässrige Plörre." In der Tür7 serviert der Profi gerne einen Daiquiri mit Eis im Shaker geschüttelt und straight up (also ohne Eis) – gewürzt mit einer Prise Zimt oder Nelken. Jachmann greift imHeuer am Karlsplatzauf seine selbst eingerexten Erdbeeren zurück und macht daraus ein frisches Fruchtpüree. "Es braucht mehr Authenitzität. Kein künstlicher Fruchtgeschmack und kein Obst aus dem Tiefkühler." Sein Tipp: ein Santa Marta – ein Daiquiri straight up mit Kirschschnaps aufgemotzt.