Bitte das Essen nicht instagrammen
Jeder nach seinem Geschmack, könnte man sagen. Viele, die unterwegs essen, empfinden einen Spaß daran, ihren Facebookfreunden oder anderen aus der virtuellen Welt des Netzes mitzuteilen, was sie demnächst verstoffwechseln werden.
Seltsame Riten im Gourmetrestaurant
Das kann lustig aussehen, wenn man im 3 Sterne Restaurant am Nebentisch vier Gourmets beobachtet, die vor dem Essen noch schnell mit dem iPhone ein Bild des kulinarischen Kunstwerks schießen, es auf Facebook stellen – und dann womöglich noch gegenseitig liken. Erst dann greifen sie zu Messer und Gabel. Zu beobachten mittlerweile in vielen so genannten Gourmetrestaurants zwischen London und Wien, aber auch am Naschmarkt oder an anderen Orten, wo die "Internet-Generation" (Copyright Wolfgang Schüssel) sich gerne stärkt.
Instagramverbot in Berlin
Also zum Beispiel auch in Berlin. Das ständige Fotografieren und Facebooken kann dann aber auch ganz schön nerven, wie unlängst ein Berliner Gastronom befand (keine Sterne, keine Hauben), der seinen Gästen das Instagrammen seiner Speisen einfach untersagte. Die Süddeutsche Zeitung berichtete darüber. Es geht aber auch in die andere Richtung, wie die erste Instagram-Speisekarte beweist.
Die erste Instagram-Speisekarte der Welt
Copyright?
Die rechtliche Lage scheint dabei recht eindeutig zu sein: Wenn es sich bei den servierten Speisen eindeutig um Unikate handelt, also um Gerichte, denen fast der Charakter von Kunst anhaftet, besitzen Küchenchef oder Wirt eine Art Copyright. Was weder bei Mozzarellasalat noch bei Schnitzel der Fall sein dürfte.
Fall für den Psychiater
Der Name für diese Angewohnheit des Facebookens von Ess-Bildern steht schon lange fest: "Food Porn". Und wie öfters, wenn das Wort Porn vorkommt, sind ärztliche Diagnosen nicht weit. So hat sich laut der kanadischen Psychiaterin Valerie Taylor hinter dem Foodpornen vielleicht eine Art des Leidens versteckt, eine Essstörung.
Die Essensbilder könnten ein deutlicher Hinweis auf eine Störung sein, so die Ärztin, denn diese Menschen interessiert es nur noch, "was sie essen, wann sie gegessen haben, wann sie wieder essen werden".
Schlechte Qualität der Bilder
Auch in New York hörte man vor einem Jahr von einem Top-Gastronomen, der seinen Gästen das Fotografieren im Lokal verbat. "Die Gäste wurden dann in die Küche gebeten, wo es erstens besseres Licht gibt und zweitens die anderen Gäste durch das Geknipse nicht beim Genießen gestört werden."
So kommen wir wieder zurück auf die High-End-Köche und ihre Kreationen. Viele nervt vor allem die schlechte Qualität der Bilder im Netz. Sie haben die Befürchtung, dass ihre schön angerichteten Teller mit schlechter Belichtung und Unschärfe einen Image-Schaden erleiden. Noch schlimmer: Es gibt keine Geheimnisse mehr. Hat jemand eine Idee, ist sie kurze Zeit später allen im Netz zugänglich. Das Ideenraubrittertum boomt zur Zeit nicht zuletzt dank Internet und Facebook ungemein.
Doch das ist eine andere Geschichte. Demnächst.