Kennen Sie das seltene Gemüse Cardy?
Von Ingrid Teufl
Sie ähnelt der Artischocke in Form und Geschmack – und ist dennoch kaum bekannt: Cardy, auch spanische Artischocke, Distelkohl, Kardone oder Gemüseartischocke genannt, ist ein echter Geheimtipp. Die Pflanze, die im Winter bis Jänner Saison hat, gilt als echte Delikatesse. Der Name geht übrigens auf das lateinische Wort "carduus" zurück, das auf die Stacheln hinweist.
Bei uns vergessen, in der Schweiz Spezialität
Bis ins 19. Jahrhundert war Cardy ein beliebtes Gemüse in Mitteleuropa. Heute gilt sie hingegen als seltenes Gemüse. Vor allem in der Schweizer Region um Genf ist sie noch immer eine winterliche Spezialität, die nicht nur zu Weihnachten und Silvester, sondern auch bei der "Fete de l'Escalade" Bestandteil der Festtagsmenüs ist. Besagte "Fete" wird am 11. Dezember zur Erinnerung an die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen Truppen aus Savoyen gefeiert. Der Genfer Kardy gilt im Gegensatz zu anderen Sorten als besonders fein und aromatisch: Zudem ist Kardy auch das erste Schweizer Gemüse, das ins Register geschützter Ursprungsbezeichnungen aufgenommen wurde.
Nur die Blattstiele können gegessen werden
Diese müssen zuvor gebleicht werden, damit sie genießbar sind. Das ist relativ aufwendig, erklären die Experten der Raritätenbörse "Arche Noah" in Schiltern, NÖ. Dort ist Cardy ab Frühling im Pflanzen-Standardprogramm. Die ein- bis zweijährige Pflanze wird zum Bleichen im Spätsommer in Plastikfolien verpackt, um den Bleicheffekt zu erreichen. In den Handel kommt das Gemüse etwa ab Oktober und ist bis Jänner erhältlich, heißt es beim Gemüse-Großhändler K. Müller am Großgrünmarkt Inzersdorf. Cardy ist bis Ende Jänner im Sortiment – allerdings auf Vorbestellung mit etwa einer Woche Vorlaufzeit, da man das Gemüse aus Italien bezieht.
Da es sich um seltenes Gemüse handelt, ist es nur in Kartons zu 12 bis 14 Kilogramm erhältlich (Verkaufspreis pro Kilo ca. 3,50 Euro). Für Liebhaber ist das aber kein Problem: "Bei seltenen Gemüsesorten schließen sich oft mehrere Einzelpersonen aus dem Bekanntenkreis zusammen."
Wasser entzieht die Bitterkeit
Vor der Verarbeitung muss man die gebleichten Blattstielenden von ihren Stacheln befreien und die ungenießbaren Fäden entfernen. Damit sie weniger bitter schmecken, legt man sie in klares Wasser. Danach werden die in Stücke geschnittenen Stiele weichgekocht. Man kann sie als Gemüsebeilage servieren oder zu Salaten, Gratins oder Frittata weiterverarbeiten.