Leben/Salz und Pfeffer

Florian Holzers Restauranttest: Josefs Himmelreich

Vor drei Jahren hatte Josef Fritz die Möglichkeit, den über 300 Jahre alten Bauernhof neben seinem Weingut zu kaufen. Drei Jahre lang ließ er das Gehöft renovieren, eine Art temporäres Restaurant mit Gastköchen schwebte dem Winzer vor. Mit dieser Idee im Kopf sprach er Josef Kellner an, Sous-Chef im Dreihauben-Restaurant Mesnerhaus in Mauterndorf, und bald stand fest, dass der 26-Jährige hier kochen werde, allerdings nicht als Gastkoch, sondern als Pächter. Nur sechs Tische hat das geschmackvolle, kleine Restaurant, klassische Speisekarte gibt es nicht, man wählt zwischen dem Menü mit vier, fünf oder sechs Gängen (50/61/72,– €). Regionalität ist das große Thema in Josef Kellners Küche, seit vorigem Sommer pflückte, sammelte und konservierte er, winzige Eierschwammerln etwa, die es als Gruß aus der Küche zu einer großartigen Pilz-Creme mit sautiertem Austernpilz gibt. Die Lachsforelle vom nahen Züchter wird in Rote Rüben-Saft mariniert, dazu zweierlei Kraut und Quinoa, optisch wie geschmacklich sehr schön, gedämpfte Sellerie kommt mit Sellerie-Creme und -Chips, ein toller, winterlicher Gemüsegang. Bei der Erdäpfelsuppe mit Speck und Rahm merkt man die Schule des Mesnerhaus, Josef Steffner ist dort einer der besten Erdäpfel-Köche im Lande, der Rote Rüben-Raviolo mit Wachtel-Fülle und gerösteten Sonnenblumenkernen findet in Josef Fritz’ Rotem Veltliner seine ideale Begleitung, der geschmorte Ochs mit delikat mariniertem Ochsen-Tatar und Süßkartoffelcreme auch ein voller Erfolg. Ein kleines, hübsches Restaurant mitten am Land – in Frankreich ganz selbstverständlich, bei uns noch die Seltenheit. Großartig!

Josefs Himmelreich,
3701 Zaußenberg am Wagram, Ortsstr. 4,
Tel: 02278/282 41,
Do-So 11.30-14, Mi-So 18-24,
www.gutehrlichessen.at

Bewertung:
   Küche: 29 von 35
   Keller: 7 von 10
   Service: 5 vvon 15
   Atmosphäre: 14 von 15
   Preis/Wert: 17 von 20
   Familie: 2 von 5
Gesamt: 84 von 100

florian.holzer@kurier.at

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