Leben/Reise

Mauritius: Die perfekte Kombination aus Abenteuer und Strandurlaub

Behäbig und in Slow Motion bewegt er seine imposanten 200 Kilogramm durch den Dschungel, der mit mächtigem Farn und seltenem Ebenholz bewachsen ist. Sie nennen ihn respektvoll Big Daddy – denn immerhin lebt er schon seit 105 Jahren hier.

Wenn man so will, könnte man den „Playboy“, wie sein zweiter Spitzname lautet, zum ältesten Inselbewohner küren. Nur dass es sich um eine Riesenschildkröte handelt. Auf der Île aux Aigrettes, die in der wunderschönen Blue Bay (das Wasser ist eigentlich reinstes Türkis – Sebastian Kurz hätte sicherlich seine Freude) im Südosten von Mauritius liegt, kann man die Riesenschildkröten quasi ganz „panzernah“ erleben. Ohne Abzäunung. Ohne Sicherheitsabstand. Sie lassen sich streicheln. Man kann Dutzende Erinnerungsfotos schießen.

Eher zufällig entdeckt man die Schildkröten beim Spaziergang durch das 26 Hektar große Naturschutzgebiet. Stoisch stehen die gepanzerten Riesen da. Im ersten Moment weiß man nicht so recht: Ist die Mega-Schildkröte echt oder nur ein Steinmonument im Dschungel?

Denn viele Naturschätze auf Mauritius mussten dem Menschen weichen – etwa der tollpatschige Dodo (auf der Nationalflagge ist der Vogel verewigt), der ausschließlich auf Mauritius lebte und 1662 das letzte Mal gesichtet wurde. Oder eben auch die wertvollen Ebenholzwälder (wertvoll für den Schiffsbau) findet man nur mehr in Naturreservaten wie auf der Île aux Aigrettes oder im Black River Nationalpark in Chamarel. Seit zuerst die Franzosen und dann die Briten die Insel eroberten, wird hier hauptsächlich Zuckerrohr, Tee und Vanille angebaut.

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Multikulti: Hindus, Christen, Muslime

Ähnlich wie Teneriffa ist die Insel charakterlich geteilt. Im Norden, entlang der Küste und der Grand Baie, befindet sich das touristische Zentrum mit Traumstränden, jede Menge Shops und wunderschönen, teils sündteueren Hotels.

Will man aber das echte, das grüne und das raue Mauritius (mit hohen Felsen, wo manche in ihrer Form an einen Gorilla oder einen liegenden Löwen erinnern) sowie die Menschen kennenlernen – dann muss die finale Destination der Süden der Insel sein. Nicht überall auf der Welt gelingt es, dass auf so kleinem Raum gleich drei Weltreligionen friedlich miteinander leben: Hindus, Muslime und Christen. Vielleicht weil die Gene der Mauritier selbst Multikulti sind.

So wie jene von Lionel Athion. Ein junger Mauritier, der sich auf Touren durch den Süden spezialisiert hat. Sein Nachname ist chinesisch, weil seine Großeltern aus China kamen, dann hat er ebenso auch noch indische Gene sowie Vorfahren aus Mosambik. Multikulti a la Mauritius eben. „Nicht selten sind hier auch Hochzeiten zwischen den Religionen“, erzählt Lionel. Die größte Pilgerstätte der Hindus außerhalb von Indien befindet sich ebenfalls auf Mauritius. Der Kratersee Le Grand Bassin ist ein heiliger Pilgerort, weil er der Legende nach mit dem heiligen Fluss Ganges in Indien verbunden ist. Ende Februar und Anfang März, wenn das Mahashivaratri-Fest zelebriert wird, begeben sich mehr als 400.000 Gläubige auf Pilgerreise zu dem heiligen See und bringen den Gottheiten Opfer dar.

Aber zurück zu Lionel: Sein Stolz und seine Leidenschaft für die Heimat verleihen ihm einen besonderen Charme. Er träumt nicht von einem besseren Leben in Europa. Er will Europäern die Schönheit des Südens von Mauritius näher bringen. Und das tut er – obwohl er noch so jung ist – mit wundervollen Geschichten und speziellen Touren durch den Dschungel ebenso wie durch die Märkte von Mahébourg.

Wir kosten uns durch Litschis, herrliche Curry-Kreationen, trinken an der Straßenecke Kokosdrinks direkt aus der Kokosnuss, die der Straßenverkäufer spektakulär mit einem scharfen Beil öffnet und kaufen echte Vanilleschoten zum Spottpreis gleich bündelweise. Das Paradies für jeden Genussmenschen.

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Vanilla Sky in den Morgenstunden

Vanille findet man nicht nur auf den Märkten, auch der Himmel erstrahlt in den herrlichsten Vanillefarben. Allerdings muss man dafür ein Early Bird sein. Um fünf Uhr ist Treffpunkt mit Lionel am kleinen Hafen von Mahébourg. Noch ist es stockfinster.

Wir klettern in das kleine Fischerboot, das schon auf uns wartet und dann geht es raus aufs Meer in Richtung einer kleinen Insel, die eigentlich nur ein Felsenriff ist. Zuerst zeigt sich am Horizont nur ein leuchtend rotes Band, das sich durch die Wolken kämpft. Doch dann färbt sich im Minutentakt der Himmel immer mehr in die schönsten Vanille- und Lila-Töne.

Das Meer ist glatt und die Farbenpracht spiegelt sich auf dem Wasser. Kein anderes Boot ist zum Sonnenaufgang draußen. Man fühlt sich, wie man es sonst nur aus einem 4D-Kino kennt – mitten am Meer, man spürt den Fahrtwind. Ein regelrechter Farbrausch, den man im ganzen Körper spürt. Heillos betrunken von dem Spektakel am Horizont.

Lionel hat ein kleines Frühstück mitgebracht, serviert Croissants und Teespezialitäten von der Insel. So genießt man den Sonnenaufgang am Indischen Ozean mit unglaublich hohen Wellen, die mit voller Wucht auf das kleine Korallenriff schmettern.

Wenn das erste Naturschauspiel des Tages zu Ende ist, kann man den Weg zurück zur Insel dafür nützen, die Welt im Meer ein wenig zu erkunden. Die Besonderheit von Mauritius ist, dass die Insel in weiten Teilen von einem Korallenriffband umgeben ist. Die mächtigen Wellen des Indischen Ozeans brechen meist schon hundert Meter vor dem Strand, das macht die Insel nicht nur vor Haiattacken sicher (die benachbarte Insel Reunion beispielsweise hat dieses Korallenriffband nicht. Auf Reunion gibt es weltweit die meisten Haiattacken). In den Buchten ist das Wasser wunderschön, man sieht bis zum Meeresboden. Mit einer Schnorchelausrüstung kann man Clownfische, Seesterne und wenn man Glück hat auch eine Meeresschildkröte beim Schnorcheln erleben.

Ein absolutes Highlight im Südwesten ist der Black River Nationalpark. Das hügelige Gelände beherbergt üppig grüne Hoch- und Tieflandwälder, sowie sumpfige Heidelandschaften. Hier kann man den puren Dschungel erleben. Ein weitläufiges Netz aus insgesamt sechzig Kilometern an Wanderwegen durchzieht die spektakuläre Landschaft und macht den Black River Gorges Nationalpark zum größten Wandergebiet auf Mauritius.

Durch den Dschungel

Auf den Wanderpfaden lassen sich seltene Pflanzen entdecken, wie die Chinesische Guave, den Dodobaum, den fächerförmigen Baum der Reisenden und eine Vielzahl an farbenprächtigen Orchideen. Mehrere Aussichtspunkte offenbaren immer wieder spektakuläre Panoramablicke über den atemberaubenden Regenwald von Mauritius. Der eindrucksvollste von ihnen ist wohl der Black River Gorges Viewpoint. Bei klarem Wetter fällt der Blick über die gesamte tief bewaldete Schlucht bis hin zur Küste.

Unbedingt sehenswert ist der Wasserfall Chamarel. Dort stürzen die kleinen Flüsse St. Denis und Viande Salée hundert Meter in die Tiefe. Nur wenige Meter entfernt wartet das zweite große Highlight: Die Sieben-Farbige-Erde. An diesem Ort mitten im Dschungel schimmert die Erde in sieben verschiedenen Farben, von rot über blau bis grün. Das ist das Ergebnis des kompletten Auswaschens von Basalten und chemischen Reaktionen der Metalle mit Wasser. Über einen Rundgang kann man die Erde von allen Seiten betrachten. Das Motto gilt für ganze Insel.

Anreise
Austrian fliegt jeden Do. und Sa. nonstop ab 815 € hin/retour, CO2-Kompensation via climateaustria.at: 46,92 €

Übernachten
Anantara Iko Mauritius im Südosten der Insel: Erst im September erfolgte die Eröffnung. 164 Luxuszimmer, ein 25-Meter-Infinity-Pool mit direktem Blick auf das Meer und einer coolen Designer-Bar warten auf die Urlauber.  
Die Wellen am Strand der Blue Bay sind beachtlich. Premier Garden View Room ab 252 Euro. Wer bis Ende Februar ein Zimmer bucht (zu konsumieren bis Ende Oktober 2020), bekommt 40 Prozent Rabat. Buchungscode ist  Open40. anantara.com

Auskunft
tourism-mauritius.mu