Karibikinsel Aruba: Wo Street Art so sehenswert ist wie die Traumstände
Rasheed Lowe arbeitet konzentriert an einem Wandbild von Malcolm X. Sein Blick wandert von einem Foto des amerikanischen Bürgerrechtlers zur weißen Wand eines ehemaligen Lagerhauses, auf dem die ersten Umrisse des Porträts seines Vorbilds zu erkennen sind. Der erst 14-jährige Junge zählt zu den größten Talenten der sich entwickelnden Street-Art-Kunstszene in San Nicolas. Mit seinem Wandgemälde von Martin Luther King hatte er zuvor nicht nur bei den 15.000 Einwohnern seiner Stadt für Aufsehen gesorgt.
Auch der bekannte portugiesische Street-Art-Künstler MrDheo wurde auf ihn aufmerksam und fördert nun das junge Talent. „Nach dem Schulabschluss möchte ich gern Kunst in Portugal studieren“, sagt Rasheed selbstbewusst. „Danach komme ich wieder in meine Heimat zurück, denn es gibt hier viel Potenzial.“
Seit lokale Künstler 2016 die Initiative zum ersten Aruba Art Festival ergriffen haben, befindet sich San Nicolas im Umbruch. Endlich wurde der Niedergang der Stadt gestoppt, der mit der Schließung der örtlichen Ölraffinerie einsetzte, die bis 1985 der Hauptarbeitgeber der Region war. Seither explodiert die Zahl der Teilnehmer und Besucher der Kunstmesse. Aus vielen Ländern kommen jährlich im November bekannte Künstler, die ihre Gemälde auf den Hauswänden von San Nicolas hinterlassen. So wächst die größte Freiluftgalerie Arubas nun zu einem Touristen-Hotspot heran. Galerien, Kunstgewerbe-Shops, Modeboutiquen und Restaurants erobern die noch vor Kurzem dem Verfall preisgegebene City zurück.
Auf Aruba gibt es so viele Talente, die nur darauf warten, entdeckt zu werden
33 Schulen mit 1.500 Schülern beteiligen sich mit eigenen Werken an der Youth Art Fair, die parallel zur Kunstmesse läuft. Fotowettbewerbe rufen Inselbewohner zum Mitmachen auf und Modedesigner verwandeln die Straßen am Eröffnungsabend der Messe zu einem Catwalk mit Laienmodels von der ganzen Insel. „Auf Aruba gibt es so viele Talente, die nur darauf warten, entdeckt zu werden“, sagt Veranstalter Leon M. Bérénos, der auch Mural-Tours für Touristen anbietet. „Kreativität belebt den Geist, stärkt das Selbstbewusstsein und die Kunst berührt das Herz“, ist er sich sicher. Die über neunzig Nationalitäten und vierzig Glaubensrichtungen auf Aruba sorgen für eine bunte Vielfalt an Impulsen und Ideen.
Das spiegelt sich in der abwechslungsreichen Restaurantszene der Insel wider. Eddy Winterdaal von Aruba Walking Tours zeigt Gästen, die erstmals das 180 Quadratkilometer große Eiland besuchen, bei einem Abendbummel durch die Hauptstadt Oranjestad eine kleine Auswahl an nationaler und internationaler Cuisine. Während er Highlights und geschichtsträchtige Orte aus der holländischen Kolonialzeit vorstellt, bleibt zwischendurch Zeit, sich durch fünf Restaurants zu probieren. Von den Fisch-Cakes im The Old Fisherman über Gouda-Bällchen im holländischen Smit & Dorlas Kaffee, Mojito und Cevice im Cuba’s, Jonny Cake mit Hühnchen im The West Deck bis zum Tiramisu im Italy in the World schlängelt sich die kulinarische Reise durch die abendlichen Straßen. Wie Perlen an einer Kette reihen sich kleine Gourmettempel an der Südwestküste auf. Besonders originell ist das nur zehn Kilometer vor San Nicolas gelegene Zeerovers, in dem Fischfans den Himmel finden. Am Verkaufsstand wählt man frisch gefangenen Fisch, Garnelen oder andere Meeresfrüchte, die dann in offener Küche sofort frittiert und unspektakulär mit scharfen Saucen und Pommes frites an einfachen Tischen serviert werden. Dazu gibt es gratis den wunderbaren Blick auf das Meer.
Keine Riesenhotels, dafür Traumstrände
Die ausgezeichnete Gastronomie, das Meer und die auf der Insel geltenden holländischen Gesetze waren für den Schweizer Jürg Brändli gute Gründe, sich in Aruba niederzulassen. „Hier oben im Norden gibt es keine Riesenhotels, dafür aber den besten Schnorchelspot“, schwärmt der 52-Jährige. Der nahe Arashi Beach ist bei Einheimischen besonders beliebt, wenn sich die Boote mit den Schnorchelgästen längst verabschiedet haben und die untergehende Sonne den Himmel in ein gelb-rot-lilafarbenes Gemälde verwandelt. Oft teilt man sich den Strand dann nur mit den Pelikanen, die im fischreichen Wasser auf Abendbeutezug gehen.
Mit einem geländegängigen Fahrzeug lässt sich vom benachbarten Leuchtturm aus die gesamte Nordostküste erkunden. Hier offenbart sich der vulkanische Ursprung der Insel, der in seiner ariden Vegetation, also sehr trocken, hauptsächlich Kakteen und Dornensträucher gedeihen lässt. Ist man aber mit einem Parkranger wie Xavier Osorio im Arikok-Nationalpark unterwegs, trifft man auf kirschenähnliche Früchte, kletternde Ziegen, bunte Kolibris, tausend Jahre alte Felszeichnungen und tief ins Kalkgestein hineinführende Höhlen und Grotten. Dafür kann man selbst einen verlockenden Karibikstrand mal für einige Stunden verlassen.
Anreise
Mit KLM (klm.com) von Wien über Amsterdam nach Aruba (hin und zurück ab ca. 850 €, CO2-Kompensation via climateaustria.at: 54,19 €). Vom Flughafen weiter mit dem Mietwagen. Öffentliche Busse fahren unregelmäßig an der Westküste
Beste Reisezeit
Ganzjährig 28 bis 32 Grad. Durch die südliche Lage bleibt Aruba weitgehend von Tropenstürmen verschont
Währung
In Aruba zahlt man mit US$
Unterkunft
Z. B. Swiss Paradise Villas + Suites im ruhigen Norden der Insel swissparadisearuba.com
– Amsterdam Manor Beach Resort am zentralen Eagle Beach, amsterdammanor.com
Restauranttipps
– Zeerover Pescaderia, Savaneta, facebook.com/ zeerovers
– The Kitchen, Oranjestaat, facebook.com/thekitchenaruba
– The West Deck am Strand der Govenors Bay in Oranjestad, thewestdeck.com
Inselerkundung
Arikok Nationalpark, arubanationalpark.org
Buchen
Aruba haben z. B. Ruefa, Tui und FTI im Programm
Auskunft
aruba.com