Island: Alles so unaussprechlich schön wie Laufaskirkja
Von Stefan Hofer
Man glaubt, mitten in ein „Hobbit“-Filmset gestolpert zu sein, so viel Gras wächst auf den Dächern. Vermutet Elfen und Trolle hinterm nächsten Stein. Duckt sich innerlich vor grimmigen Wikingern, die aus Häusern stürmen und „Huh!“ schreien. Grasbedeckte Dächer wie in Laufaskirkja (Bild) sind typisch für den nordischen Inselstaat. Und überhaupt: diese Namen. Orte heißen Stykkishólmur, Vulkane Eyjafjallajökull und natürliche Pools Seljavallalaug. Das gibt Touristen bei der Aussprache zwar kalt-warm, die landschaftlichen Reize der abgeschiedenen Nordatlantik-Insel und die Bräuche und Traditionen zogen aber immer mehr Besucher in ihren Bann. Bis heuer. Im April 2019 kamen 120.000 Reisende nach Island – im heurigen April waren es noch exakt 924, die niedrigste Zahl seit 1961. „Jetzt sorgen wir uns eher über Untertourismus“, sagt die isländische Tourismusministerin Thordis Kolbrun Gylfadottir. Andererseits ist Island dünn besiedelt, man könne „Natur ohne große Massen“ erleben.
Ringstraße und Goldener Kreis
Die berühmte Ringstraße um die Insel bietet viele Highlights. Wer wenig Zeit hat, weicht auf den Goldenen Kreis (Gullni hringurinn) aus: Die dreihundert Kilometer lange Rundfahrt ist von Reykjavík ausgehend an einem Tag zu schaffen und wartet mit drei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten auf. Der Wasserfall Gullfoss, das Geothermalgebiet Haukadalur mit dem Großen Geysir und die ehemalige Thing-Stätte Þingvellir im gleichnamigen Nationalpark liegen auf dieser Strecke.
Kein Wunder, dass Islands Magie oft auf Zelluloid verewigt wurde. Regisseur Christopher Nolan drehte am Svínafellsjökull-Gletscher Szenen für „Batman Begins“ und „Interstellar“, James Bond rettete im Eis die Welt und „Game of Thrones“-Fans können Drehtorte-Touren buchen.
Was man nicht tun sollte
Bei so viel Natur ist es entscheidend, im Einklang mit ihr zu sein. Unterhaltsam sind Websites, die Dinge auflisten, die man in Island lieber nicht tun sollte – weil ignorant, strafbar oder beides – und dennoch oft genug von Touristen gemacht werden. Darunter: Münzen in heiße Quellen werfen. Seinen Namen ins empfindliche Moos schreiben oder dieses gar ausreißen. Trotz Hinweistafeln vor Klippen und Wasserfällen für ein Selfie über Absperrungen klettern. Oder bei Gletscherbesichtigungen auf Eisschollen herumhüpfen. Das machen in Island nicht mal die Pinguine. Die leben bekanntlich nur auf der Südhalbkugel.
Wem das zuviel Kälte ist, dem spendieren wir wärmende Worte: Heiße Quellen besuchen, so oft es geht. Wenn die Blaue Lagune ausgebucht ist – ein Geheimtipp ist Landbrotalaug, auch der Myvatn-See im Norden ist weniger touristisch.
Coole Wasserfälle: Goðafoss (der "göttliche", in der Mývatn-Region) Seljalandsfoss (66 Meter hoch, mit Pfad hinterm Wasserfall), Skógafoss (62 Meter breit). Svartifoos (der schwarze Wasserfall, von Basaltsäulen umgeben)
Heiße Pools: Blaue Lagune (touristisch), Myvatn, Landbrotalaug (romantisch, maximal 2-3 Personen)
Essen und Trinken: Geräuchert, gegrillt, pikant eingelegt – Fisch wird in allen Varianten gegessen, etwa als Eintopf Plokkfiskur. Das Milchprodukt Skyr findet sich mittlerweile auch hierzulande im Supermarkt