Leben/Gesellschaft

Wie man unter der Dusche entschleunigen kann

Einatmen. Ausatmen. Glücklich sein. Achtsamkeit gilt als behutsame Möglichkeit, den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens zu trotzen. Die dem Buddhismus entlehnten Bewusstseinstechniken boomen seit Jahren. Das Bedürfnis nach innerer Ruhe in unsicheren Zeiten beschert der Praxis angesichts der Coronavirus-Pandemie derzeit erneut wachsende Beliebtheit.

Zu Recht, weiß Andrea Engleder, Gesundheitspsychologin und Psychotherapeutin: "Achtsamkeit eignet sich gut, um den Kopf frei zu bekommen. Gerade jetzt bestimmen Grübeleien bei vielen Menschen den Alltag, man kann kaum abschalten. Das schlägt sich auf die Stimmung, den Schlaf und damit das psychische Wohlbefinden." Die Essenz der Achtsamkeit mag simpel sein, das Dranbleiben kann zur Herausforderung werden. Wer quälende Gedanken vorbeiwinken will, "fängt am besten mit einfach gestalteten Übungen an, die sich praktisch in den Alltag einbauen lassen", rät Engleder.

Bewusste Dusche

Ein Klassiker der Achtsamkeitsübungen ist das achtsame Duschen. Normalerweise sinnen wir beim Duschen noch unseren Träumen nach oder planen im Kopf schon den bevorstehenden Tag durch. Stattdessen kann man den Augenblick ganz bewusst genießen und die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt lenken. Welche Temperatur hat das Wasser? Wie fühlt sich die Konsistenz des Duschgels oder des Shampoos an, wie der Druck des Duschkopfs? Wie liegt der Duschkopf in der Hand? Wie hart oder weich ist der Wasserstrahl auf der Kopfhaut? Wie fühlen sich Seife oder der Boden der Duschwanne an? Wie entwickelt sich das Seifenaroma während des Duschens und wie duftet die frisch geduscht Haut?

"Wenn man sich vornimmt, etwas ganz bewusst mit allen Sinnen zu erspüren, ohne es zu bewerten, kann das enorm entschleunigend wirken. Das ist der Einstieg in die Achtsamkeit. Und der Ausstieg aus dem Gedankenkarussell", sagt Engleder.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann mit Apps wie Calm, BamBu oder Headspace mehr Achtsamkeitsluft schnuppern.