Psychologie: Warum es wichtig ist, morgens sein Bett zu machen
Von Gabriele Kuhn
Sein Bett zu machen ist eine morgendliche Gewohnheit, die glücklich machen kann: Für diese These wurde der US-amerikanische Offizier William McRaven berühmt, der mit seinem Buch "Mach dein Bett!" vor einigen Jahren wochenlang in der New York Times-Bestseller-Liste stand.
Die These des 63-Jährigen, der als Elitesoldat immer wieder in heikler Mission unterwegs war: "Wer sein Leben zum Guten verändern möchte, soll beim Bett anfangen." Er selbst mache das schon sein ganzes Leben lang. Die Kissen und Decken aufzuschütteln, das Laken glatt zu streichen, vermittelt einen Sinn für Ordnung und Struktur – und damit Sinn fürs ganze Leben.
Das sei ein wichtiger psychischer Ankerpunkt.
Im Jahr 2014 hielt McRaven an einer Universität in Texas eine Rede, die viral ging – darin sprach er von zehn einfachen Routinen, die helfen, das eigene Leben zu managen. Dazu gehören regelmäßiger Sport, To-do-Listen, das Setzen von Zielen oder eben frühes Aufstehen, am besten immer um die gleiche Zeit. Aus seiner Sicht sind es die vielen kleinen Dinge, die man abhaken und erledigen kann – dieses "Abhaken" und Erledigen mache zufriedener.
Die morgendliche Betten-Routine würde besonders in schwierigen Zeiten helfen – es vermittelt Menschen einen Lebenssinn. Simple Alltagsregeln sind etwas, die jeder umsetzen kann – sie vermitteln das Gefühl, etwas zu bewirken. Das zentrale Ziel jeder Routine lautet: "Komm ins Tun!"
Morgens aufstehen, waschen, anziehen
"Dieses Tun ist insofern wichtig als eher unstrukturierte Menschen derzeit gefährdet sind, morgens im Bett zu bleiben", sagt die Psychotherapeutin Martina Bienenstein. Gerade Menschen, die zu depressiver Verstimmung neigen, rät sie, sich den Wecker zu stellen und immer um dieselbe Zeit aufzustehen: "Weil das Im-Bett-bleiben eine Sogwirkung hat, die Gefahr ist, dass sich das einschleift und man dann den ganzen Tag lieben bleibt."
Man sollte sich aufraffen, in einen Normalzustand zu kommen: "Das Wichtigste ist zunächst, dass man sich morgens wäscht und anzieht." Danach kann ich mir überlegen, was als nächstes kommt. "Es ist jetzt von großer Bedeutung, mit Struktur durch den Tag zu gehen. Dabei braucht es keine rigiden Abhandlungen, sondern eine Art Tageskonzept", so Martina Bienenstein.
Dabei sollte man etwa definieren, an welchen Platz man isst, arbeitet oder sich enstspannt. "Es sind viele kleine Dinge, die zählen."
The FlyLady-Methode
Zusammenräumen, zum Beispiel. Denn auch „Ordnung“ kann helfen, sein Leben in den Griff zu bekommen. Das will zumindest die "Flylady"-Methode vermitteln. "The FlyLady" ist eine von Marla Cilley gegründete Selbsthilfegruppe, die Menschen dabei unterstützen möchte, ihren Haushalt zu managen. Begonnen hat das alles, als Cilley begann, per Mail ihre Ordnungstipps zu verschicken – daraus entstand schließlich eine eigene Methode, die sich am besten mit der Kondo-Methode vergleichen lässt. Cilleys Ideen wurde in dem Buch "Die magische Küchenspüle" zusammengefasst.
Routinen und Abläufe stehen hier ebenfalls im Mittelpunkt, Ziel ist es, sie zu wiederholen und schließlich als selbstverständlich zu etablieren – etwa, indem man täglich die Spüle in der Küche auf Hochglanz bringt. Weiters solle man sich morgens komplett anziehen und ein bisschen herrichten, selbst wenn man nicht außer Haus geht. Schlabberlook ist verpönt. Morgenroutinen können individuell festgelegt werden, genauso wie Abendroutinen. Von Bedeutung ist, dass man "Ordnung" schafft – ob die jetzt beim Bett oder bei der glänzenden Küchenspüle beginnt, ist individuell. Hauptsache, es wird gemacht.
Planung und Regelmäßigkeit sind wichtige Tools, um die täglichen Abläufe zu managen und irgendwann selbstverständlich werden zu lassen. Jedenfalls ist die Morgenroutine ein mächtiges Instrument, um den Tag gut zu starten und in "Bewegung" zu kommen. Wie lange es dauert, bis das alles zur Gewohnheit wird? Psychologen sagen, 66 Tage.