Knifflig, aber machbar: Wie man den Weihnachtsstern durchbringt
Von Axel Halbhuber
Da hat man das ganze Jahr seine Ökobilanz im Kopf (wie Ursula S. sagen würde: sein Gigabytevolumen), aber gerade zu Weihnachten hauen wir uns alles zusammen. Gar nicht nur mit Geschenkpapier, sondern mit der Pflanzendeko. Fast alle der billig erworbenen Weihnachtssterne werden nach dem Fest entsorgt, was bei Topfpflanzen so absurd ist, als würde man eine Kuh kaufen, sie einmal melken und dann wegschmeißen.
Dabei ist das nicht nötig, denn, oh Wunder: Die Euphorbia pulcherrima würde auch nach Heiligabend noch gedeihen. Aber dazu später.
Kein Fairtrade-Grün
Die meisten der bei uns so günstig verkauften Wolfsmilch-Prachtstücke kommen von Plantagen aus afrikanischen Niedriglohnländern, erklärt Fairtrade-Geschäftsführer Hartwig Kirner: „Kenia, Äthiopien oder Tansania. Geringe Löhne und mangelnde Arbeitssicherheit sind dort leider oft Standard.“ Passt nicht so gut zu Weihnachten, weshalb Fairtrade diese Bedingungen kontrolliert.
Bei Rosen funktioniert das gut: „Jede dritte importierte Rose in Österreich trägt unser Fairtrade-Siegel. Im Vorjahr waren das mehr als 36 Millionen Stiele. Aber Fairtrade-Weihnachtssterne, die aus Äthiopien stammen, gibt es derzeit nur in Deutschland, der Schweiz und Skandinavien.“
Hierzulande leider nicht, aber manche Blumenhändler beziehen ihre Ware zumindest von österreichischen Gärtnereien, etwa Blumen Regina in Wien, sagt Gerhard Petrides: „Weil die aus Holland nicht kräftig genug sind, die sehen nicht gut aus. Die heimischen sind wesentlich prachtvoller.“ Was die Stücke zumindest aus sozialer Sicht eine Spur nachhaltiger macht, aber nicht restlos.
Pestizide
Denn selbst heimische Exemplare werden nur hier aus Stecklingen gezogen, die aus Afrika importiert wurden. Andreas Fellner von der HBLFA für Gartenbau Schönbrunn spricht auch das ökologische Problem daran an: „Die kommen also wieder nicht aus biologischer Landwirtschaft. Den Weihnachtsstern wirklich komplett nachhaltig zu produzieren, ist ein enormer Aufwand, und den wollen Menschen nicht abgelten.“ Das betrifft auch die Qualität der Pflanze. Ohne Einsatz von Pestiziden wären solche Massen von Weihnachtssternen nicht herstellbar. Und ein Substrat ohne Torf, das man für „bio“ bräuchte, ist wiederum teuer. Fellner: „Die Menschen denken bei ‚bio’ an Lebensmittel, weil sie die verzehren. Aber ob die Pflanzen, die im Zimmer stehen, die man angreift, mit Gift behandelt wurden, bedenken wenige.“
Wer es also ganz nachhaltig möchte, muss den Weihnachtsstern aus Samen ziehen. Und darf ihn vor allem nicht wegschmeißen. Sondern am Ende des so genannten Kurztages (wenn es wieder mehr als zwölf Stunden täglich hell ist) kräftig zurückschneiden und umtopfen. Im Sommer halbschattig stellen und nie austrocknen lassen. Wird es im Herbst wieder früher dunkel, kühler stellen, mit dem Kurztag entwickeln sich die bunten Hochblätter.
„Aber die Pflanze wird im zweiten Jahr eher zum Busch, der Wuchs verändert sich“, sagt Fellner. Passt ja zum Fest der Geburt und allem Lebendigen. Einen Hund wirft ja auch keiner weg, wenn er nimmer wie ein Welpe aussieht.