Babynamen-Trends: Warum Greta und Alexa nicht mehr gefragt sind
Von Julia Pfligl
Immer am Jahresende veröffentlicht der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld eine Statistik, die nicht nur für Vornamen-Fans und Jungeltern (in spe) interessant ist: Seine Liste führt stichprobenartig an, wie die Neugeborenen des vergangenen Jahres in Deutschland genannt wurden – und spiegelt damit auch aktuelle gesellschaftliche Trends wider.
Vorweg: Eine „Corona“, weiblicher Vorname mit lateinischen Wurzeln, kam im Seuchenjahr 2020 trotz beeindruckender Namenspatronin (der KURIER berichtete) nicht zur Welt. Dafür war das Rennen um die beliebtesten Namen heuer so spannend wie nie, schreibt Bielefeld auf seinem Blog www.beliebte-vornamen.de: „In den Vorjahren wusste ich meistens schon im Frühling anhand meiner Zwischenauswertung, welche Namen am Jahresende vorne stehen. Dieses Jahr war es ganz anders.“
Noah und Mia
Mia, Emilia und Hanna(h) lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zur letzten Sekunde und verwiesen die dauerbeliebte Emma auf Platz 4 (im aktuellen österreichischen Ranking, veröffentlicht im September, rangiert sie noch auf Platz 1). Auch Ben wurde vom Thron gestoßen; dort steht nun Noah vor Ben und Matteo. Der zuletzt populärste österreichische Buben-Vorname, Maximilian, taucht in Bielefelds Statistik nur bei den Zweitnamen in den Top 10 auf.
Im Trend bleiben englische, skandinavische sowie ältere deutsche Namen – eine Tendenz, sich schon länger auch in Österreich bemerkbar macht (Anton, Emil, Rosa). „Der größte Aufwärtstrend zeigt sich bei Alma, Amira, Carla, Hailey und Olivia sowie Adam, Carlo, Levi, Lio und Matteo“, so der Schleswig-Holsteiner. In seiner Heimat hat er zwei überraschende Trend-Namen ausgemacht: „Gerda klettert von Jahr zu Jahr höher und in Sachsen ist der Name Kurt immer populärer geworden.“
Ein großer Hype scheint hingegen abzuflauen: Greta rutschte von Platz 30 auf 130, ein „bemerkenswert steiler Fall“, so der Experte. Die mediale Dauerpräsenz der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg könnte ein Grund dafür sein: „Viele Eltern möchten nicht, dass das prominente Namensvorbild den Namen des Kindes überschattet.“ Auch am Beispiel Alexa, das heute vorrangig mit einem virtuellen Sprachassistenten assoziiert wird und als Vorname immer unüblicher wird, könne man erkennen, wie technologische und kulturelle Entwicklungen die Namenswahl beeinflussen. Die vielen Kevins, die nach Erscheinen des TV-Klassikers „Kevin – Allein zu Haus“ 1990 geboren wurden, kämpfen heute ebenfalls mit einem eher schlechten Image.
Verglichen zu Deutschland werden in Österreich noch mehr christlich geprägte Vornamen vergeben, sagt Bielefeld. Seine Prognose für 2021? „Wenn sich die Trends fortsetzen, stehen Matteo und Emilia an der Spitze der deutschen Vornamenrangliste. Und weiterhin werden immer mehr Eltern einen möglichst einzigartigen Vornamen für ihr Kind suchen.“