Axels Terrasseneintopf: Dieser Dschungel ist eine Fälschung
Von Axel Halbhuber
Dieser Tage musste ich einen Dschungeltopf anlegen. Wobei müssen in die Irre führt und Dschungeltopf ebenso: Richtig wäre Topfdschungel und mich gezwungen sah – es war der einzige Weg, die Ruhe zu bewahren.
Wir Hobbygartler müssen derzeit sehr stark sein, dafür sei Ihnen und mir Respekt ausgesprochen. Es ist schön, es ist warm, aber es ist noch nicht einmal April. Was wir jetzt draußen setzen, wird einen grauenhaften Kältetod erleiden. Da können die umsatzgierigen Baumärkte schon Paradeiserpflanzen anbieten so viel sie wollen.
Viel schlauer ist, sich noch ein bisschen der Planung des Pflanzenjahres zu widmen. Aber nicht nur der Saat- und Fruchtfolge in den Gemüse- und Obsttöpfen. Sondern auch den Arrangements der Blumen. Diesen Zusammenstellungen wird generell viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, der Mensch überlegt, ob eine Hose zu einer Krawatte passt oder Reis zum Schnitzel, aber viel zu selten überlegt er sich, ob man zwei Blumen in einen Topf setzen soll.
Umgekehrt sind durchdachte Arrangements ein Garant für unendlich viel Anerkennung von Gästen.
Es bieten sich sehr viele Pflanzen als Kandidaten für die Dschungellandschaft an. Etwa die Zimmerpflanzen-Klassiker von Korbmarante über Kletterphilodendron bis zum ordinären Ficus, bekannt aus Büros und Möbelhäusern. Auch die Abverkaufs-Regale in Bau- und Gartenmärkten bieten für ein paar Euro schnell gezogene Gummibäume und ähnliche Dschungelfreunde.
Den ersten Schritt zum gelungenen Arrangement bringt die „Stufigkeit“. Hinter diesem – bei mehrfacher Wiederholung überraschend klangvollen – Wort steckt die Anordnung im Stile eines Urwaldes von Bodendeckerpflanzen (etwa Peperomia oder Fittonien) über den Mittelbau (zum Beispiel ein Wunderstrauch oder Codiaeum) bis hin zu den Baumähnlichen. In diese oberste Etage gehören im Topfdschungel aber auch die schönsten Blüher, allen voran die Flamingoblume, etwas darunter auch hochgewachsene Tillandsien.
Neben der Ästethik (Tipp: gut planen, welche Topfseite vorne sein wird) fördert die Stufigkeit die Stabilität der Pflanzen, die natürliche Beschattung und das richtige Mikroklima. Alle Bewohner dieser Topflandschaft brauchen hohe Luftfeuchtigkeit (Dschungel!), die sich gut imitieren lässt, wenn man den Topf auf eine Schale voll Kies und Wasser stellt. Sie alle mögen es hell, aber kaum direkte Sonne (Dschungel!!), dafür immerfeuchten Boden (Dschungel!!!). Das Badezimmer ist daher anfangs ein guter Platz – bis es draußen dschungelig warm ist.
Punkto Boden hilft ein gedanklicher Streifzug durch der Pflanzen Heimat: Viele von ihnen wurzeln dort in lockerem Boden (übrigens nährstoffarm), in Fallgehölz oder auf Bäumen. Dichte Erde würde ihre Wurzeln erdrücken, Lösung: Die Erde mit Orchideensubstrat mischen, das sieht gleich wie im Dschungel aus. Die langen Wurzeln (zum Beispiel der Flamingoblume) verzweigen, um den Halt zu erhöhen.
Für die Großblättrigen habe ich erstmals Blattglanzspray versucht – gegen Kalkflecken. Ja, die Blätter glänzen. Unnatürlich schön.