Freizeitrose für Helmuth Lohner

So hat man den Josefstadt-Doyen noch nie gesehen: Mit silbergrauer Langhaarperücke und schwarzem Gehrock samt Rüschenhemd ähnelt er als Vicomte de Valmont einem grotesken Vampir. In Heiner Müllers grimmigem Stück "Quartett" brilliert der Charakterdarsteller derzeit im Theater in der Josefstadt als verwelkter Verführer, der sich einen Schlagabtausch mit seiner ehemaligen Verbündeten, der Marquise der Merteuil liefert. Komisch, ruppig, zotig und traurig ist das Duell dieser beiden Lustphrasen dreschenden Alten.

Lohner ist ein vielschichtiger Valmont. Noch immer glitzert die Hinterlist in seinen Augen – doch seine Verführer-Floskeln sind ein Abgesang der Erotik. Er geht in heiklen Momenten sparsam mit seinen Ressourcen um: Zu leicht könnten Szenen, in denen er die keusche Tourvel nachäfft, in tuntigen Klamauk ausarten. Lohner aber gibt nichts auf billige Lacher. Er bleibt fein und nuanciert – virtuos.

DIE FREIZEIT VERLEIHT FÜR DAS AUSSERGEWÖHNLICHSTE KULTURELLE ERLEBNIS JEDE WOCHE EINEN ROSENSTRAUSS VON IHREN ÖSTERREICHISCHEN FLORISTEN UND WIENER GÄRTNERN.