Umfrage: Jeder zweite Schüler leidet unter Prüfungsangst
Österreichs Schüler schmeißen die Nerven weg, zeigt eine neue Umfrage: 55 Prozent der 10- bis 19-Jährigen haben Angst, wenn Prüfungen anstehen. 37 Prozent empfinden den Schulalltag generell als heftige Belastung, zeigte eine österreichweite Umfrage, die das Nachhilfeinstitut LernQuadrat durchführte (aber nicht nur bei seinen Schülern).
Mädchen sind von Prüfungsängsten deutlich öfter betroffen als Burschen, ältere Schüler häufiger als jüngere, schlechte Schüler eher als gute, so Geschäftsführer Konrad Zimmermann.
Was macht den Schülern besonders viel Kopfzerbrechen? „Befürchtet wird vor allem ein plötzliches Blackout, das viele junge Menschen in Prüfungssituationen tatsächlich schon erlebt haben. Oder dass sie die gestellte Aufgabe einfach nicht verstehen“, sagt Zimmermann.
Zusätzlichen Stress verursacht der Zeitdruck bei Prüfungen, den 38 Prozent als sehr belastend bezeichnen. Jeder Fünfte empfindet das Versagen bei einer Prüfung als Grund, sich zu schämen: vor den Lehrern, den Eltern und ganz besonders vor den Mitschülern. Aber: "Den gefürchteten Professor als Autoritätsperson gibt es heute nicht mehr."
Die Folgen dieser Prüfungsängste sind bedenklich: 31 Prozent der Befragten schlafen in der Nacht vor einer Prüfung meistens schlecht, 19 Prozent leiden an solchen Tagen unter Appetitlosigkeit. Rund 12 Prozent bekämpfen ihre Angst mit Kaffee und Energy Drinks, knapp 6 Prozent nehmen sogar Beruhigungsmedikamente.
Angstfach Nummer Eins ist mit weitem Abstand Mathematik, das vier von zehn Schülern an die Spitze ihres Prüfungsangst-Rankings setzen, gefolgt von Englisch (20 Prozent) und Deutsch (13 Prozent). Vergleichsweise wenig bis gar keinen Stress verursachen hingegen Prüfungen in den sogenannten Nebenfächern. Mündliche Prüfungen belasten die meisten mehr als schriftliche, vor allem Mädchen.
Die Methoden mit Prüfungsangst umzugehen, sind sehr unterschiedlich, wie die LernQuadrat-Umfrage zeigt. „Vier von zehn Schülern lernen so lange weiter, bis sie sich sicher fühlen. Jeder Fünfte ignoriert seine Angst einfach, etwa ebenso viele betreiben Sport oder lenken sich durch das Internet ab“, berichtet Konrad Zimmermann.
Schwänzen statt reden
Viele haben auch eine bedenkliche Art, mit dem Stress umzugehen. Die Neigung, vor der Last der Schule zu kapitulieren und einfach nicht hinzugehen, hat in den letzten Jahren zugenommen. Drei von zehn Schülern ab zehn Jahren geben aktuell zu, schon einmal die Schule geschwänzt zu haben (bei einer vergleichbaren LernQuadrat-Umfrage vor acht Jahren waren es erst 18 Prozent). Weitere 22 Prozent zogen das Schwänzen als Reaktion auf schulische Belastungen zumindest schon mal in Erwägung. Etwa jeder Zehnte traut sich nicht, damals wie heute.
„Kaum etwas steht dem Lernerfolg mehr im Weg, als Angst zu haben“, betonte LernQuadrat-Geschäftsführer Konrad Zimmermann anlässlich der Präsentation der Umfragedaten. Dementsprechend sei es hoch an der Zeit, „ein wenig Dampf aus dem Prüfungskessel zu nehmen“. Für die Eltern hieße das vor allem: Ursachen klären, Selbstvertrauen vermitteln und Zeit zum Reden nehmen.
Den Schülern empfiehlt Zimmermann, sich realistische Ziele zu setzen, Vergleiche mit den Mitschülern zu vermeiden und gezielt auf Entspannung – ohne Handy – zu setzen.
Eine ausführliche Analyse dieser und anderer Umfragen zum Schulstress mit Experten lesen Sie in der Donnerstag-Ausgabe des KURIER und hier auf www.kurier.at/family.