Deutschland prämierte die Mogelpackungen des Jahres
Von Ute Brühl
Das nennt man eine Mogelpackung: Die Verpackungsgröße bleibt gleich, aber der Inhalt wird weniger, während der Preis gleich bleibt oder sogar steigt. Ein Ärgernis für Verbraucher, die in Deutschland jetzt ihr Urteil gefällt haben und die "Mogelpackung des Jahres 2020" gekürt haben.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte Konsumenten aufgerufen, über Produkte, mit denen sie besonders getäuscht wurden, abzustimmen und den Herstellern einen Denkzettel zu verpassen.
Zum "Sieger" wurde heuer das Frucht Müsli von Seitenbacher gewählt. Das Produkt darf nun offiziell den Titel "Mogelpackung des Jahres 2020" tragen. Mehr als die Hälfte der insgesamt 21.409 abgegebenen Stimmen gingen an die Frühstückscerealien (11.659 Stimmen, 54,5 Prozent). Seitenbacher hatte das Müsli im vergangenen Jahr als vermeintlich neues Produkt auf den Markt gebracht. Der Hersteller hatte die Füllmenge der betroffenen Müsli-Packung von 1000 auf 750 Gramm geschrumpft. Gleichzeitig stieg der Preis pro Sackerl im Einzelhandel, sodass das Müsli um 75 Prozent teurer wurde.
Der Hersteller behauptete gegenüber der Verbraucherzentrale, mit dem Frucht Müsli ein neues Produkt eingeführt zu haben. Doch die Zutatenliste war quasi identisch mit der des günstigeren Vorgängerprodukts Vollkorn-Früchte-Müsli. Mittlerweile soll das Frucht Müsli nicht mehr hergestellt werden. In einigen Supermärkten ist es nach Recherchen der Verbraucherschützer jedoch noch erhältlich.
Packung schrumpft bei gleichem Preis
Auf dem zweiten Platz der Abstimmung landete der "Milka Osterhase & Weihnachtsmann" von Mondelez mit 4035 Stimmen (18,8 Prozent), Platz drei belegte die "Kinder Schokolade" von Ferrero mit 3960 Stimmen (18,5 Prozent). Danach folgten auf den Rängen vier und fünf die "Whiskas Knuspertaschen" von Mars mit 925 Stimmen (4,3 Prozent) und die "Bifi Minisalami" von Jack Link's mit 830 Stimmen (3,9 Prozent)
Bei Mogelpackungen schrumpft der Inhalt einer Verpackung, während der Preis des Produkts meist unverändert bleibt. Verbraucher bekommen so weniger Ware für ihr Geld. Doch konkrete Hinweise auf die Schrumpfung des Inhalts fehlen oft und die Hersteller versuchen manchmal sogar, die geringere Menge durch quasi identische Packungen zu kaschieren.
Rund 3000 Beschwerden über Mogelpackungen
"Verbraucherinnen und Verbraucher können sich gegen die Weniger-drin-Preis-gleich-Masche nicht wehren, denn die Tricksereien sind beim normalen Einkauf kaum zu bemerken. Umso wichtiger wäre es, die Konsumenten von Seiten der Politik nicht länger im Stich zu lassen", sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Obwohl Bundesverbraucherschutzministerin Christine Lambrecht im letzten Jahr angekündigt hatte, bei versteckten Preiserhöhungen für mehr Klarheit zu sorgen, sei seither nichts passiert. Eine Transparenzplattform, bei der vorab Füllmengenreduzierungen von den Herstellern verpflichtend gemeldet werden müssten, könne laut Valet helfen, die sich stetig reduzierenden Inhalte und die damit einhergehende Müllflut einzudämmen.
In den vergangenen Jahren wurde das Nudelgericht Mirácoli von Mar (2019), die Chipsletten von Lorenz Snack-World (2018), das Vitalis-Früchtemüsli von Dr. Oetker (2017), das Evian-Wasser von Danone Waters (2016), die Bebe-Zartcreme von Johnson & Johnson (2015) und die Pampers-Windeln von Procter & Gamble (2014) mit dem Negativpreis bedacht.