Fitmacher

Wie Massagen wirken und fit machen

Streicheln, kneten, klopfen – Massagen sind seit Urzeiten in vielen Kulturen eine Wohltat für gestresste Körper. Das Angebot ist heute umfangreicher denn je. Egal, ob einem ein verspannter Nacken zu schaffen macht oder beim Sport überanstrengte Muskeln – es gibt für jede Herausforderung die richtige Massage.


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Massagen sollen Veränderungsprozesse anregen

Dahinter steckt jedoch mehr als nur Entspannung und Erholung. Medizinisch gesehen sind Massagen eine therapeutische Maßnahme, die im Körper Veränderungsprozesse anregt, erklärt Univ.-Prof. Richard Crevenna, Leiter der Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation an der MedUni Wien. "Durch das Setzen mechanischer Reize und die Übertragung dieser auf das Gewebe werden Heilzwecke verfolgt." Es komme zu Muskelentspannung, verbesserter Durchblutung und Regeneration. Massagen wirken außerdem stressreduzierend auf das vegetative System (steuert Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Anm.): Puls und Blutdruck sinken. Auf zellulärer Ebene kann sich der Zellstoffwechsel im Gewebe direkt verbessern.

Öle sind das Schmiermittel des Masseurs

Unterstützt werden diese Effekte durch die Verwendung von Massageölen. "Sie sind die Schmier- und Gleitmittel, die erst die Massagebewegungen ermöglichen", erklärt Crevenna. Durch die Inhaltsstoffe der Öle könne die Haut zusätzlich mit Nährstoffen und Vitaminen versorgt werden.

Ziele und Techniken unterscheiden sich stark

Die einzelnen Ziele der unzähligen am Markt angebotenen Massagen und Techniken unterscheiden sich stark. Einerseits in Ausrichtung oder Griffarten, andererseits in der gewünschten Wirkung. Sie sind nicht immer medizinisch begründet und als Therapie anerkannt, wie etwa die klassische Massage, sondern können rein auf Entspannung, Stressabbau oder einfach Wohlbefinden abzielen. Andere setzen eher auf eine reflektorische Wirkung, wie etwa die Reflexzonenmassage. Im Fitnessbereich sind für Mediziner Crevenna vor allem klassische sowie Sport-Massage und manuelle Lymphdrainage sinnvolle Anwendungen. Sie können zum Beispiel zur "Entmüdung und Abschwellung" eingesetzt werden.

Östliche Traditionen nutzen

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"Massagetechniken aus dem asiatischen Kulturkreis liegen andere traditionelle Denkmodelle zugrunde", sagt Crevenna. Verfolgt würden damit ebenso Therapieziele wie Schmerzlinderung, Regeneration, muskuläre und psychische Entspannung. Häufig werden sie im Wellness-Sektor oder am privaten Markt angeboten. "Es gibt medizinische Einrichtungen und Ordinationen, die sich auf dieses Angebot spezialisiert haben."

Was macht eine gute Massage aus?

Den Kunden nur ein bisschen über Rücken oder Schultern zu streichen, ist auf jeden Fall zu wenig, betont Christian Werner. Für den Herausgeber des Relax Guide gehört die Qualitätsüberprüfung angebotener (Wellness-)Massagen zum täglichen Geschäft. Eine gute Massage müsse eine physiologische Auswirkung haben. "Diese soll direkt spürbar sein. Man fühlt sich besser, bisweilen kurzfristig etwas schlechter, zumeist müde." Für ihn geht es darum, Verspannungen und Verhärtungen in der Muskulatur zu lösen, den Abfluss des Lymphsystems zu fördern sowie Blockaden im energetischen (Meridian-)System zu beseitigen. "Auf einen dieser drei Themenkreise sollten Massagen fokussieren."

Heiße Steine, Kräuterstempel oder gar mit Honig und Schokolade? Besonders auf dem Wellness-Sektor ist die Kreativität im Massage-Angebote hoch. Kein Wunder, der Markt boomt seit Jahren und Massageanwendungen aller Art stehen in Rankings von Spa-Treatments weltweit an erster Stelle. 80 Prozent der österreichischen Spa-Besucher nannten etwa in einer Befragung des Marktforschungsinstituts "Research International" Massagen als ihre liebste Anwendung – weit vor Maniküre/Pediküre (30 Prozent) oder Gesichtsbehandlungen (27 Prozent).

Keine Wirkung bei "Streichelmassagen" nachweisbar

Eine Wirkung lässt sich bei vielen dieser angebotenen "Streichelmassagen", wie es Relax Guide-Herausgeber Christian Werner nennt, allerdings nicht nachweisen. "Das heißt dann im Prospekt ‚Verwöhnmassage‘ oder so ähnlich, oftmals mit exotischen, verheißungsvollen Bezeichnungen. Das sind schön klingende Marketingoberflächen, denen aber kein physiologischer Inhalt hinterlegt ist." Derartige Wellness-Massagen unterscheiden sich grundlegend von ihren medizinisch anerkannten Pendants. Diese werden von ausgebildeten Masseuren oder Physiotherapeuten therapiebegleitend durchgeführt. Wellness-Massagen verfolgen hingegen oft keinen therapeutischen Zweck im klassischen Sinn. Zielgruppe sind in der Regel gesunde Menschen.

"Dschungel an Ausbildungen"

Die Ausbildung von Wellnesshotel-Masseuren ist nicht immer klar ersichtlich, beklagt Werner. "Es gibt einen Dschungel an verschiedensten Ausbildungen und Zertifikaten. Es ist für den Konsumenten nicht überprüfbar, wenn er nach irgendeinem Zeugnis fragt." Für sinnvoller hält er es, "sich eine gute Massage auszusuchen und dann die Behandlerin zu fragen, ob sie das auch kann. Man merkt das bei der Massage dann bereits nach kurzer Zeit." Ein Blick auf die Finger sei übrigens oft aussagekräftiger. "Hat die Behandlerin lange Fingernägel, sind von ihr bestenfalls Streicheleien zu erwarten."