„Frauen müssen Eigenverantwortung übernehmen“
Frauen werden in der Regel für vergleichbare Tätigkeiten noch immer schlechter entlohnt als Männer. Das macht sich aber nicht nur während der Erwerbszeit bemerkbar, sondern führt auch im Alter zu Konsequenzen. Christine Dornaus erläutert, warum Vorsorge für Frauen heute ein so zentrales Thema sein muss.
Wir schreiben das Jahr 2019 und noch immer werden Frauen, besonders in der Arbeitswelt, benachteiligt. Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Christine Dornaus: Interessant ist, dass laut aktuellsten Daten der Statistik Austria die Anzahl arbeitender Frauen im Jahr 2017 weiter zugenommen hat. Lag die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen 1997 noch bei 58,4 Prozent, so stieg sie mittlerweile auf 68,2 Prozent. Der Anteil erwerbstätiger Frauen war damit 2017 um fast 10 Prozentpunkte höher als vor 20 Jahren und nähert sich damit der Erwerbstätigenquote der Männer (76,2%) schrittweise an. Das Problem dabei ist, dass knapp die Hälfte dieser erwerbstätigen Frauen in Teilzeit arbeitet.
Inwiefern ist das ein Problem?
Die hohe Teilzeitquote bei Frauen spiegelt sich in niedrigeren Einkommen wider. Insgesamt verdienten Frauen in Österreich 2017 um 37,3 Prozent brutto pro Jahr weniger als Männer. Bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung lagen die Bruttojahreseinkommen der Frauen im Mittel immer noch um 15,6 Prozent unter jenen der Männer. In Summe führen die niedrigeren Erwerbseinkommen und die Versicherungsverläufe, die vor allem durch Kindererziehungs- und Pflegezeiten Lücken aufweisen, zu niedrigeren Pensionen und anderen sozialen Risiken.
Frauen sind häufiger armuts- oder ausgrenzungsgefährdet als Männer.
Welche Folgen hat das in der Pension?
Die Zahlen der Pensionsstatistik 2017 zeigen, wie dramatisch unterschiedlich die finanzielle Situation von Frauen und Männern im Alter tatsächlich ist. Demnach erreichten Frauen mit brutto 921 Euro nur rund 62 Prozent jener monatlichen Pensionsleistung der Männer (1493 Euro brutto). Mit einer Quote von 18 Prozent sind Frauen auch häufiger armuts- oder ausgrenzungsgefährdet als Männer (16 Prozent).
Wie können Frauen hier gegensteuern?
Frauen denken meist zuerst an die Familie und vernachlässigen dabei oft sich selbst. Doch es ist wichtig, dass sie auch ihre eigene Zukunft nicht aus den Augen verlieren. Nur wer Eigenverantwortung übernimmt, kann sich davor schützen in die Altersarmut abzurutschen. Frauen müssen dafür aber rechtzeitig privat vorsorgen.
Lässt sich mit einem geringeren Verdienst überhaupt noch privat vorsorgen?
Es ist natürlich deutlich schwieriger, aber auch mit kleinen Beträgen lassen sich Vorsorgepolster aufbauen. Der neue Familienbonus Plus bietet hier die nötigen finanziellen Mittel.
Welche Produkte würden Sie empfehlen?
Basisprodukt jeder Altersvorsorge sollte die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge sein, die schon ab 25 Euro im Monat zu haben ist. Das Produkt ist als einziges Vorsorgeprodukt völlig steuerfrei und der Staat fördert die einbezahlten Prämien für das Jahr 2019 mit 4,25 Prozent. Pflicht ist auch eine private Unfallversicherung, denn täglich verletzen sich rund 2.000 Menschen in Österreich bei Unfällen in den Bereichen Haushalt, Freizeit und Sport so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. Der Staat kommt zwar für die medizinische Erstversorgung auf, nicht aber für Folgeschäden. Wer noch etwas Geld übrig hat, sollte für den Krankheitsfall vorsorgen.
Was ist der größte Fehler, den Frauen bei der Vorsorge häufig begehen?
Ich weiß, es klingt unromantisch, aber eine Ehe alleine ist noch keine Garantie für eine gute Altersvorsorge. Frauen müssen hier Eigenverantwortung übernehmen und selbst, oder gemeinsam mit dem Partner, frühzeitig eigene Vorsorgemaßnahmen treffen.
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