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Heatherwick baut mit 1.000 Bäumen

Hier trifft die Redensart „Nomen est omen“ ins Schwarze. Exakter ausgedrückt, ins Grüne: „1.000 Trees“ nennt das britische Studio Heatherwick sein derzeit in Shanghai entstehendes Projekt. Und aus der klippenartigen Fassade des gewaltigen Mixed-Use-Komplexes wächst wirklich ein junger Wald, wie aktuelle Bilder zeigen.

Fassade wird zum Wald

Der für den Entwickler Tian An China entworfene Neubau befindet sich in einem 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernten Wohngebiet. Das 15 Hektar große Gelände grenzt direkt an Shanghais Kunstviertel M50 und einen öffentlichen Park.

„1.000 Trees“ selbst besteht aus zwei baumbedeckten „Bergen“ mit Hunderten von stützenden Säulen. Was sonst für gewöhnlich verdeckt wird, führten die Heatherwick Architekten hier einer anderen Bestimmung zu: Die Säulen wurden als Pflanzentöpfe konzipiert, die jeweils mehrere Bäume tragen.

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Die integrierte Bepflanzung und eigens abgesenkte Gebäudekanten sollen den Neubau harmonisch ins Umfeld einfügen und die wahrnehmbare Schwelle zwischen Park und Kunstviertel verringern.

Ein zweiter „Berg“ wird folgen

Ob dies gelingt, können Shanghai-Besucher schon jetzt selbst beurteilen – zumindest da, wo es Teil eins des „1.000 Trees“-Komplexes betrifft. Denn dieser sieht von außen bereits aus wie ein fertiges Projekt, obwohl die Eröffnung erst 2020 stattfindet. Die Fertigstellung des zweiten „Berges“ wird indes noch deutlich länger auf sich warten lassen.

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Derzeit wirkt das Projekt wie ein gewaltiges Biotop. 25.000 Pflanzen 46 verschiedener Arten werden von der im Nordosten Shanghais gelegenen Insel Chongming hierher transferiert. Ein Gutteil davon gilt als immergrün und soll den Bau das ganze Jahr über ansehnlich halten. Der graugrüne Granit, den Heatherwick als Material für die Fassaden wählte, unterstreicht diese grüne Vision.

Highlight für den Kunstbezirk

Das einstige Textilindustrie- und heutige Kunstviertel M50 erhält durch „1.000 Trees“ ein neues, zusätzliches Highlight. Im ersten Teil des Projekts entstehen auf zehn Stockwerken Geschäfte, Restaurants, Büros, Veranstaltungsräume und Kunstgalerien.

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Phase zwei werde größer und programmatisch vielfältiger sein, verlauten die Heatherwick Architekten. Dieser zweite „Berg“ wird demnach außerdem eine lange öffentliche Uferzone und einen rund 12.000 Quadratmeter großen Park mit Jogging-Strecke, Skulptur-Garten und Plätzen für Outdoor-Events umfassen. Die beiden Trakte des Megaprojekts sollen durch eine Passagenbrücke, einen Tunnel und eine Ladezone im Erdgeschoss verbunden werden.

Graffiti am Heatherwick-Projekt

Kunst präsentiert Teil eins des spektakulären Bauwerks bereits vor seiner Eröffnung. Denn für das Design der glatten Straßenseite des Komplexes kooperierte Studio Heatherwick mit lokalen und internationalen Graffiti-Künstlern: Zwischen zurückgesetzten Fenstern unterschiedlicher Dimension prangen nun große, bunte Wandbilder. Für natürliches Licht im Inneren sorgen ausgedehnte Glasflächen und eine Anzahl hoher Atrien, die mit äußeren Terrassen verbunden sind.

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Wie sehr den Bäumen ihr neues Zuhause an der Fassade eines urbanen Großprojektes behagt, wird die Zukunft weisen.

Die Grundidee, die Studio Heatherwicks Konzept beeinflusste, ist jedoch sicher zukunftsweisend: Wenn immer mehr Menschen auf engstem Raum zusammenleben, bedarf es der Oasen. Mit „1.000 Trees“ soll Shanghai nun eine solche bekommen. Und dies ist längst nicht Heatherwicks einziges Projekt, das lebendiges Grün in Städte pflanzt. So entsteht derzeit in Tokio eine gigantische Laube, die auch den Bewohnern dieser Mega-City ein wenig erholsames „Natur-Feeling“ verschaffen soll.

Text: Elisabeth SchneyderFotos: Qingyan Zhu

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