cm/finanzen

Alt, aber immer noch wertvoll

Historische Aktien und Anleihen, sogenannte Nonvaleurs, die vor Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten ausgegeben wurden, sind an der Börse nichts mehr wert. Denn sobald das Unternehmen nicht mehr an der Börse gelistet wird, gibt es keinen Handel und auch keine Kurse mehr. Der Kauf kann sich jedoch trotzdem lohnen. Ebenso wie alte Geldscheine und Münzen sind historische Aktien und Anleihen bei Sammlern und Investoren begehrt und können auch einen beachtlichen Wert erreichen und sind somit mehr als nur ein nettes Präsent, das man an die Wand hängt.

Das Angebot ist unglaublich vielfältig, zu fast jedem Wertpapier gibt es eine spannende Firmenhistorie

Joachim Hahn, sammleraktien-online.de

Das Sammeln von historischen Wertpapieren (der Fachbegriff dazu lautet Scripophilie) gewinnt immer mehr Anhänger. Gefragt sind vor allem besonders schöne und seltene Stücke.

Angebot und Nachfrage

Der Wert eines historischen Wertpapiers richtet sich vor allem nach Angebot und Nachfrage. Fachleuten zufolge haben Papiere mit begrenzter Auflage und Raritäten das größte Wertsteigerungspotenzial. Abhängig ist der Wert zudem vom Alter des Papiers, von den tatsächlich noch verfügbaren Mengen, der wirtschaftsgeschichtlichen Bedeutung, eventuell vorhandener Original-Unterschriften bedeutender Persönlichkeiten, dem Erhaltungsgrad, der Dekorativität und nicht zuletzt der Beliebtheit des Sammelgebiets. „Generell gilt: was viele wollen und wenige haben, ist immer etwas teurer.

Konkret gibt es Interessens- und Sammelgebiete, wo es einfach mehr Nachfrage gibt: Automobile, Luftfahrt, Brauereien, Chemie/Pharma, generell sehr bekannte Firmennamen, Unterschriften bekannter Persönlichkeiten etc.“, erklärt Joachim Hahn von sammleraktien-online.de und weiter: „Der Klassiker waren anfangs die US-Eisenbahnen, von denen es unglaublich viele, oft kleine Gesellschaften, gibt. Dann die schon genannten Branchen, in Deutschland und auch in Österreich – ab Ende der 1990er – verstärkt die Nachkriegspapiere nach 1945 bis zur Euro-Zeit.“

Kapitalanlage

Nonvaleurs werden auf Online-Portalen je nach Nachfrage und Seltenheit meist zwischen zehn und 700 Euro angeboten. Diese Stücke eignen sich als Präsente, Erinnerungsstücke oder Teil der persönlichen Sammlung. Historische Wertpapiere, die sich als Kapitalanlage eignen, finden sich jedoch eher selten im Internet, sondern werden von spezialisierten Händlern oder auf Auktionen angeboten und sind meist ab einem Preis von 500 Euro aufwärts zu haben.

Seltene Stücke

Die älteste bekannte Aktie stammt von der Vereinigten Ostindien-Kompanie. Da es nur noch vier papierhafte Exemplare gibt, wird deren Wert auf zwei bis drei Millionen Euro geschätzt. Aktien können auch durch die Signaturen darauf wertvoll sein. Manche US-amerikanische Aktien tragen die Unterschriften namhafter Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin oder Thomas A. Edison. Vor einigen Jahren wurden für die Gründeraktie der Standard Oil Company aus dem Jahr 1871 mit der Originalunterschrift von John D. Rockefeller rund 135.000 Euro bezahlt. Die Unterschrift von Johann Wolfgang von Goethe ziert einen heute sehr wertvollen Kux-Schein des Ilmenauer Bergwerks, da der deutsche Dichterfürst damals Mitglied der Bergwerkskommission war.

Auch heimische historischen Aktien sind wertvolle Sammelobjekte. So wurden vor einigen Jahren für eine 100 Gulden Aktie der „Komischen Oper Wien“, Ausgabedatum 1.1.1873, viermal eigenhändig signiert von Johann Strauß Sohn, 55.000 Euro bezahlt.

Alle Inhalte anzeigen

Großes Angebot

Was rät der Experte, wenn man historische Aktien sammeln oder zur Kapitalanlage kaufen möchte? „Nicht zu wild, zu schnell und zu viel. Möglichst früh auf ein Interessensgebiet konzentrieren, sonst geht schnell das Geld aus. Das Angebot ist unglaublich groß und vielfältig, zu fast jedem Wertpapier gibt es eine spannende Firmenhistorie, da muss man zunächst dosieren, bis man den Überblick hat und weiß, was man will. Zudem ist es hilfreich, wenn man von Anfang an klar strukturiert und im Falle eines Verkaufs keine wild zusammengekaufte Sammlung loswerden muss“, so Hahn.