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Chris Lohner: Unsere Zukunft auf Schiene bringen

Mit dem Jahr 1979 starteten die Österreicher beim Einsteigen in den Zug zum ersten Mal mit Chris Lohners Stimme in den Tag. Nun feiern Sie mit den ÖBB 40-jähriges Jubiläum und Sie sind immer noch mittendrin.

Chris Lohner: Ja, ich war die ganze Zeit dabei: Es war genau am Muttertag vor 40 Jahren, da habe ich die ersten Aufnahmen gemacht, mit einem Techniker, der ganz kurz davor Vater wurde. Ich habe ihm den ersten Muttertag versaut, weil ich nur an diesem Tag konnte. Seit damals sind wir befreundet (lacht). Das ist sehr witzig, weil ich habe nachgeschaut und Muttertag war schon lange nicht mehr an einem 12. Das ist schon ein sehr lustiger Zufall.

Was bedeutet es Ihnen, seit mittlerweile 40 Jahren die Österreicher und auch alle Urlauber als Stimme der ÖBB tagtäglich auf ihren Reisen zu begleiten?

Für mich ist das schon so selbstverständlich geworden. Wenn ich selber mit dem Zug fahre, dann vergesse ich völlig, dass ja ich da zu hören bin (lacht). Ich war ja nur ganz kurz in Salzburg und Innsbruck nicht als Stimme der ÖBB zu hören: Da habe ich am Landestheater in Salzburg gespielt und es lief am Bahnhof die Computerstimme – Petra aus Cottbus haben sie sie damals genannt. Aber ich finde es nett, wenn die Leute sagen, sie waren weg aus Österreich und sie kommen wieder und hören im Zug meine Stimme und dann wissen sie, sie sind wieder zu Hause. Das finde ich sehr schön! Die ÖBB waren damals ja auch eines der ersten Unternehmen, das mit der Stimme in Sachen Corporate Identity sehr vorwärts gerichtet gehandelt hat.

Was halten Sie davon, dass Ihre Stimme möglicherweise auch noch in 50 Jahren in den Zügen der ÖBB zu hören sein wird?

Das finde ich großartig! Auch wenn ich schon in der Gruft bin, werde ich noch sagen: Achtung, Gleis 2. Das ist doch cool! So kann man eine Spur hinterlassen (lacht).

Sie fahren ja viel mit dem Zug nach Salzburg: Was machen Sie während der Fahrt im Zug, um sich die Zeit zu vertreiben?

Meistens lese ich, manchmal schaue ich mir auch gerne einfach die Landschaft an und hänge meinen Gedanken nach – in meinem Kopf geht’s ja immer rund und irgendeine Geschichte habe ich immer im Ärmel (lacht). Und seit einem Flug nach Moskau lese ich meistens nicht mehr haptisch im Buch, sondern am Tablet. Ich habe die Angewohnheit, mir immer Bücher von Autoren aus dem Land, in das ich fahre, mitzunehmen und damals musste ich 130 Euro Übergepäck zahlen nur wegen der Bücher (lacht).

Anlässlich des heutigen Weltumwelttages: Haben Sie das Gefühl, dass die Menschen mehr Bewusstsein für die Umwelt entwickeln?

Ja, ganz sicher. Alleine, dass die Greta Thunberg losgelegt hat, ist schon ein großes Zeichen gewesen. (Anm.: Die 16-jährige Schwedin hat jüngst als Klimaschutzaktivistin mit ihrer „Fridays for Future“-Bewegung weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt und dadurch gerade junge Menschen für das Thema Umweltschutz sensibilisiert) Die Jugendlichen nehmen ihr Schicksal selber in die Hand, weil wir Erwachsenen zu blöd sind und dieses Thema viele Jahre lang einfach laufen lassen haben. Jetzt machen die Jungen einen Aufstand und das finde ich richtig, das schafft auch wieder ein Bewusstsein für die älteren Generationen.

Wie sieht es mit Ihrem eigenen ökologischen Fußabdruck aus?

Ich trenne schon sehr lange Müll. Ich habe mit 18 Jahren während meines Auslandsjahres inden USA gegen die Verschmutzung eines Sees dort gekämpft. Ich komme eben auch aus einer Welt, in der alles wiederverwendet wurde, weil nichts da war, also ich kann das schon sehr gut. Aber natürlich konsumiere ich auch sehr bewusst.

Erst neulich war ich einkaufen und habe mich gefragt: Warum müssen Äpfel in Plastikfolie eingepackt sein? Die kaufe ich nicht. Oder bei Kosmetika: Die ganzen Tiegel, die man kauft, sind in einer Schachtel und diese wieder in einer Plastikfolie. Man könnte insgesamt einfach so viel reduzieren. Oder ich brauche keine 30 Joghurts mit verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich meine ganz ehrlich: Wie viel Joghurt kann man essen? Das ist einfach alles zu viel.

Was sind für Sie die gravierendsten Punkte, an denen der Mensch in Sachen Klimaschutz sofort arbeiten müsste?

Wir müssen sicherlich das stark reduzieren und mit Energie richtig haushalten, besonders im Verkehr, der neben der Industrie ja der größte Verschmutzer ist. Das Thema Auto ist für mich sehr zweifelhaft, weil beim E-Auto kommt der Strom ja auch nicht aus der Dose. Da ist wieder die Frage: Wo kommt die Energie her?

Was würden Sie sofort für alle umsetzen, wenn Sie könnten?

Ich glaube, dass jeder einzelne Haushalt etwas machen kann. Ich plädiere seit Langem dafür, dass wir wesentlich sparsamer mit unserem Wasser umgehen müssen. In Teilen Österreichs herrscht im Sommer schon Wasserknappheit und die Grundwasserspiegel sinken. Wir müssen etwas gegen die Bodenversiegelung tun, bei neu gebauten Häusern sollte man auch an Regenauffangbehälter und Gebrauchswasserleitungen denken.

Trinkwasser ist für Sie persönlich ja ein Anliegen – auch wegen Ihres sozialen Engagements.

Ich bin seit 18 Jahren in Afrika und Südamerika unterwegs. Dort gehen die Leute zwei Stunden, um einen kleinen Kanister Wasser irgendwo herzubekommen, damit sie etwas zu trinken haben. Von waschen brauchen wir gar nicht zu reden beginnen.

Was halten Sie davon, dass die ÖBB auf 100 Prozent grünen Strom setzen und sogar bei ihren Bauprojekten aktiv Artenschutz betreiben oder in den umweltfreundlichen Transport von Gütern durch die ÖBB Rail Cargo Group investiert?

Ja, das ist super, weil das gehört unbedingt gemacht und zwar nicht morgen, sondern jetzt, hier und heute. Das hat ja eine wahnsinnige Vorbildfunktion, wenn ein Unternehmen wie die ÖBB hier große Akzente setzt. Dann wird auch der kleine Mann vielleicht auf die Idee kommen umzudenken.

Es geht ja nicht darum, dass irgendjemand irgendwo etwas macht, sondern wirklich jeder ist gefragt. Den Satz „Ja, was kann ich denn schon tun?“ – den Satz gibt es nicht! Eine Schneeflocke alleine ist auch nichts, aber viele zusammen sind eine Lawine.

Würden Sie sagen, dass Umweltschutz eine Frage der Bildung ist?

Nein, es ist keine Frage der Bildung. Wenn man lesen und schreiben kann, dann kann man sich informieren – und wenn man sich informiert, dann kann man auch sagen, was man will und was man nicht will. In allen Bereichen.

Lesen Sie hier noch mehr über Nachhaltigkeit bei der ÖBB.

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