Chronik/Wien

Zigtausende Garagenplätze in Wien unbenutzt

Die Jagd nach einem freien Parkplatz ist für viele Wiener ein tägliches Ärgernis. Doch das müsste nicht sein. Denn in Wien gibt es mehr als 650.000 Stellplätze in Garagen, errechneten Beamte aus dem Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne). Die Anzahl der zugelassenen Pkw beträgt in Wien 681.000. Rein theoretisch könnten also fast alle Wiener Autos in Garagen parken. Doch diese sind teuer; das Parken auf der Straße ist dagegen noch vergleichsweise günstig.

"Das sind Tausende Garagenplätze, die nicht genutzt werden. Parkraumbewirtschaftung funktioniert, dennoch haben wir noch nicht genug Platz auf der Straße", sagt Vassilakou zum KURIER. Die Parkplatznot sei aber stets eines der Hauptargumente gegen breitere Gehsteige, Baumalleen oder Radwege. "Dank dieser Zahlen kann man die Debatte um Parkplätze ein Stück weit enthysterisieren", sagt Maria Vassilakou. Was nicht heiße, dass keine neuen Garagen mehr gebaut werden. "Selbstverständlich werden weiter Garagen gebaut. Wir werden das Thema aber entspannt angehen", sagt Vassilakou.

Parkpickerl verteuern?

Für Verkehrsexperten Harald Frey von der TU Wien liegt der Fehler im billigen Parkpickerl. Ein Garagenplatz kostet das Zehnfache des Parkpickerls, rechnet Frey vor. Dies verhindere, dass die Leute in Garagen parken.

Seine Lösung? "Einerseits die Anzahl der Parkplätze reduzieren, zugleich auch das Parkpickerl schrittweise verteuern, bis das Parken so teuer wie in der Garage ist."

"Eine Erhöhung des Parkpickerl-Preises ist abzulehnen", sagt hingegen ARBÖ-Chef Gerald Kumnig. "Ein Parkplatz auf der Straße bietet nicht den Komfort einer Garage." Zudem sehe er den Lenkungseffekt nicht. "Nicht überall gibt es Garagen."

"Ich bin keine Freundin von radikalen Ansätzen", sagt auch Vassilakou. Eine Maßnahme könne sie sich aber vorstellen. Bei Neubauten, müssen Bauträger aufgrund der Stellplatzverpflichtung Parkplätze errichten. Doch oft bleiben diese leer, weil Parken auf der Straße günstiger ist. "Im Zuge einer Mietrechtsreform, könnte man Stellplätze in den Garagen als fixen Bestandteil der Mieten aufnehmen", schlägt Vassilakou vor. Damit gäbe es keinen Vorteil, sein Auto auf der Straße stehen zu lassen.