Ziesel, Hamster und Co. sollen Bauvorhaben ausbremsen
Von Bernhard Ichner
Noch ist es ruhig, grün und idyllisch in der Gundackergasse 2 – an der südlichen Grenze des Landschaftsschutzgebietes Donaustadt. Kein Wunder, galt für das Grünland mit seinen Wiesen und Wäldern bis dato doch eine Bausperre. Die dürfte aber bald Geschichte sein.
Die Wiener Stadtentwicklung will Teile des Areals nämlich auf Bauland umwidmen und den Lebensraum zahlreicher geschützter Tierarten – darunter Ziesel, Feldhamster, Fledermäuse, Hirschkäfer und Schnirkelschnecke – für den Wohnbau nutzen. Bis zu 350 Wohnungen könnten hier unweit der Seestadt Aspern entstehen.
Donaustadt wächst
Von einer Umweltverträglichkeitsprüfung – so es angesichts der Projektgröße überhaupt eine geben wird – kann aber noch keine Rede sein. Denn bis dato gibt es noch nicht einmal ein Bauprojekt. „Diese 350 Wohnungen, das sind bloß Planzahlen der Stadtentwicklung“, sagt Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ).
Seiner Ansicht nach ist die Schaffung von Wohnraum in der Donaustadt dringend notwendig. Wird der 183.000-Einwohner-Bezirk Prognosen zufolge in den kommenden zehn Jahren doch um 27 Prozent wachsen. Anbieten würden sich für die Errichtung von Wohnungen dabei in erster Linie Grundstücke, die bereits über die notwendige Infrastruktur verfügen – „wie etwa an der Gundackergasse“.
Aufregung um angebliche Rodung
Eine Unterstellung, die Anrainer Schuldt nicht per se zurückweist. „Einigen Nachbarn geht es wohl auch darum, dass sie keinen zusätzlichen Verkehr und keinen Baulärm wollen.“
Die Angst, die geschützten Tiere (deren Existenz die Umweltschutzbehörde MA22 bestätigt) könnten zu Schaden kommen, teilt Nevrivy jedenfalls nicht. „Rund herum gibt es genug Grünland.“ Zudem könne nur gemäß Naturschutzgesetz gebaut werden.
Aufregung gab es gestern, Dienstag, als eine vermeintliche Baumaschine des Forstamts auf dem Gelände auffuhr und nach Meinung der Anrainer Rodungsarbeiten in Angriff nahm. Es handelte sich aber bloß um ein Mulchgerät, das einen überwucherten Zaun freilegen sollte.