Chronik/Wien

Ziesel bekommen ihre eigene Brücke

Mit einer 20-spurigen Straße vergleicht Magier Tony Rei die Grünbrücke, die zurzeit über den Marchfeldkanal gelegt wird. Wie berichtet, erhoffen sich die Bauträger Kabelwerk und Donaucity, die nördlich des Stammersdorfer Heeresspitals rund 950 Wohnungen errichten wollen, dass die geschätzten 200 Ziesel, die das Projekt verhindern, nun das Ufer wechseln.

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Erfinder des begrünten Stegs, durch den acht Röhren führen, damit ihn die streng geschützten Nager sowohl ober- als auch unterirdisch benützen können, ist allerdings kein Planer, sondern Naturwacht-Obmann Rei.

Langsamer Start

Er zeigt sich optimistisch, dass die ersten Tiere „Anfang August“ den Steg annehmen und die Ausgleichsflächen auf der anderen Seite des Kanals besiedeln. Bis die 39 Meter lange und 2,40 Meter breite Brücke, für die die Bauträger 70.000 Euro hinblättern, fertig ist, dauert es aber noch zirka zwei Wochen. Jetzt muss sie erst einmal begrünt werden, um für die Ziesel überhaupt attraktiv zu sein.

Biologin Ilse Hoffmann, die die „sanfte Ziesel-Umlenkung“ ökologisch begleitet, ist selbst schon neugierig, ob die Nager den Steg annehmen werden. Prinzipiell hätten sich Grünbrücken zwar bewährt, wenn es um die Verbindung von Lebensräumen geht. Das Röhren-System wurde allerdings noch nie in der Praxis eingesetzt.
Nun sollen die Tiere durch sukzessives Nicht-Mähen ihrer heimatlichen Wiesen Richtung Grünbrücke gelenkt werden.