Chronik/Wien

Zehn Jahre Bereitschaftseinheit Wien: Mit eigenem Rucksack gegen Klimakleber

Ordentlich schaut es aus. Da die Sturmgewehre, dort die Taser, gleich dahinter die schutzsichere Bekleidung für die Beamten. Und zwischen all dem, Manfred Ihle, Leiter der Bereitschaftseinheit (BE) Wien.

Seit zehn Jahren sorgen die rund 200 Beamten in Wien an sogenannten Hotspots für Sicherheit. Ob bei U-Bahnen, Demonstrationen oder wenn andere Einheiten Unterstützung brauchen.

Ambivalent seien die Reaktionen auf die Gründung gewesen, erinnert sich Ihle zurück, als man wenig später bei ihm im Büro sitzt. An den Wänden sind es Fotos die Ihle mit ehemaligen Innenministern zeigen. Ein Streifzug durch das vergangene Jahrzehnt. Am Tisch blickt der Chef selbst zurück.

Schnellen Reaktionskräfte

„Das schöne ist, wir sind keine Kopie von irgendetwas, sondern haben alles von null aufgebaut. Ich glaube, wir haben uns in so vielen Fällen bewährt. Das zeigt auch, dass unser System für ganz Österreich etabliert wurde“, sagt Ihle.

Gemeint sind die Schnellen Reaktionskräfte (SRK), die es in Österreich seit 1. September 2021 gibt und die sich aus der Bereitschaftseinheit und den Schnellen Interventionsgruppen (SIG) zusammensetzen. Wobei die SIGs an die Sondereinheit Wega in Wien angelehnt sind.

Ob es dieses System außerhalb Wiens braucht? Die Antwort von Ihle kommt schnell: „Ja, man hat Kräfte die man rasch, koordiniert und in einer hohen Anzahl zum Einsatz bringen kann. So ein System macht in jedem Bundesland Sinn. Die Größe kann man diskutieren, aber das fällt nicht in meine Aufgabe.“

Rasch verlegen

Es seien auch Kräfte, die man rasch verlegen könne, wenn sie an einem anderen Ort benötigt werden. Beispiele sein etwa das GTI-Treffen in Kärnten, Grenzeinsätze oder Sportgroßveranstaltungen.

In Wien ist die Bereitschaftseinheit jedenfalls auch Ausbildungsschmiede. Die Hälfte des Personals setzt sich aus jungen Polizisten zusammen, die im Zuge einer sogenannten „Personalentwicklungsmaßnahme“ für ein halbes Jahr zur Bereitschaftseinheit zugeteilt werden. Andere Möglichkeiten sind etwa die Überwachung des Regierungsviertels oder eine Zuteilung im Polizeianhaltezentrum. 

21.504 Festnahmen

In Zahlen, die auch am Montag im Rahmen eines Festaktes in der Landespolizeidirektion Wien präsentiert wurden, lesen sich die vergangenen zehn Jahre so: 594.449 Personenüberprüfungen, 21.504 Festnahmen,  101.772 Anzeigen,  39.731 Organmandate (entspricht einem Wert von 1.531.193 Euro),  28.384 Alkovortest mit 545 vorläufige Führerscheinabnahmen.

Klebende Klimaaktivisten

Am Ende des Besuchs ist es noch eine andere Spezialausrüstung, die Ihle einem präsentiert. Ein Rucksack: Mit Handschuhen, Mullbinden, Acetonlösung. Er kommt immer dann zum Einsatz, wenn die Bereitschaftseinheit ausrückt, um Klimaaktivsten, die sich auf der Fahrbahn festgeklebt haben, loszulösen. „Auch das haben wir übernommen“, erzählt Ihle.