Willkommen zurück im Theater an der Wien
Von Yvonne Widler
„Noch summt und brummt es überall wie in einem Bienenstock“, sagt Musiktheater-an-der-Wien-Intendant Stefan Herheim in Richtung der Journalistinnen und Journalisten, die zu einer Führung eingeladen wurden. Die allerletzten Arbeiten werden noch erledigt, bevor das renovierte und modernisierte Theater am 12. Oktober feierlich eröffnet wird.
Herheim freut sich, dieses „schöne, alte, ehrwürdige und geschichtsträchtige Haus“ in Betrieb nehmen zu können. Es sei gelungen, eine künstlerische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf zeitgemäße Weise zu schlagen. Alt und Neu stünden hier nicht im Widerspruch. „Ganz im Sinne des Hausherrn Emanuel Schikaneder: ein Haus für das Volk“, sagt Herheim stolz.
Das Theater an der Wien ist eine von drei großen Spielstätten der Vereinigten Bühnen Wien (VBW), die zur Wien Holding gehören. „Es ist nun am neuesten Stand der Technik und ich bin sehr stolz, dass wir dieses riesige Bauvorhaben in einer Zeit wie heute, die von wirtschaftlichen Krisen geprägt ist, zeitgerecht umgesetzt haben“, sagt Wien-Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer.
Ganz zeitgerecht geht die Eröffnung allerdings nicht über die Bühne (der KURIER berichtete). Weil es bei der Sanierung der Bühnentechnik zu Verzögerungen kam, kann die erste szenische Produktion erst im Jänner gezeigt werden.
Umfassende Maßnahmen
Was ist neu in diesem Wiener Kulturdenkmal? Einerseits wurden Maßnahmen durchgeführt, die für das Publikum nicht sichtbar sind. So gab es Trockenlegungsarbeiten, sicherheits- und brandschutztechnische Erweiterungen, eine komplette Erneuerung der Elektrotechnik, der Heizungs- und Lüftungsanlage sowie der Kalt- und Warmwasserinstallationen. Die Statik des Schnürbodens wurde verstärkt.
Dagegen fällt die frische Fassade sofort ins Auge. „Das Haus wurde zuletzt 1962 renoviert“, sagt Franziska Graber, Projektleiterin des Umbaus. „Wir haben uns bei der Sanierung eng mit dem Bundesdenkmalamt abgestimmt, man sieht noch viele Elemente aus den 1960er-Jahren, etwa die Mosaikflächen am Boden im Foyer oder die Leuchten, die entsprechend aufgearbeitet wurden.“
Außerdem habe man sich überlegt, wie man dem Publikum mehr Platz bieten könne, denn wie bei allen innerstädtischen Theatern sei der Platz sehr beengt. „Jetzt ist es viel großzügiger: eine breite Treppe im Eingangsbereich, größere Garderoben und im Obergeschoß ein komplett neu gestalteter Bereich mit Terrasse“, so Graber weiter. Denn dort, wo früher Büros waren, sind jetzt Publikumsflächen. Das Dach wurde um eine Etage angehoben, um mehr Platz zu schaffen.
Akustik und Stühle
Das Theater war bisher nicht barrierefrei, auch das wurde nun berücksichtigt. Ein Aufzug führt von der Hölle, so heißt der Veranstaltungsraum im Untergeschoß, bis hinauf in den dritten Rang. Im Theatersaal selbst wurde das Deckenfresko restauriert, und besonders der Akustik wurde große Aufmerksamkeit geschenkt. „Die alten Stühle haben wir behalten, weil sie raumakustisch perfekt sind“, sagt Graber. So sollen die Stühle sowohl im besetzten als auch im unbesetzten Zustand dieselben akustischen Eigenschaften haben.
Glücklich ist auch die Hausbesorgerin des Theaters, erzählt Projektleiterin Graber. „Sie lebt nun gegenüber in einer ganz neuen Wohnung.“