Wiens "Schienenersatzverkehrsradler": Wo sind sie geblieben?
Von Uwe Mauch
Nicht einmal die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit den gelben Warnjacken und der roten Aufschrift „Wiener Linien" können dazu etwas sagen. Die beiden Helferlein an der Station des 46ers bei der U6-Station Thaliastraße wissen nicht einmal, dass es gleich ums Eck WienMobil-Leihräder zum Ausleihen gibt.
Und überhaupt, was soll die Frage? „Sie hom eh a Radl." Und wenn man für Andere fragt? „Dann miassns Sie sich de Äpp runterlodn."
Die Wiener Linien lassen seit heute die Schienen der Straßenbahnlinie 46 reparieren. Der 46er kann daher von heute bis zum 20. August auf seiner ganzen Strecke nicht verkehren. Das neue Angebot für "Schienenersatzverkehrsradler" wurde als Pilotprojekt angekündigt. Doch es ist wie eine ächzende Radkette angelaufen.
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Man muss an den seit heute verwaisten Stationen des beliebten 46ers das sehr, sehr Kleingedruckte lesen, um zu erfahren, dass man die "Schienenersatzverkehrsräder" bis zum Ende der Streckensperre kostenlos ausborgen darf.
Es verwundert daher nicht, dass einem an diesem Montagmorgen auf der Lerchenfelder, auf der Thalia- und auf der Maroltingerstraße kein einziger „Schienenersatzverkehrsradler" entgegenkommt. Auch auf der parallel geführten Radroute durch die Hasnerstraße nicht.
An den Leihstationen bei den Stationen der U6 und der U3 sowie am Richard-Wagner- und am Schuhmeierplatz fehlt vor 8.30 Uhr kein einziges Leihrad.
Die Situation erinnert ein wenig an die frühen 1990er-Jahren: Damals haben die Österreichischen Bundesbahnen, nicht die Wiener Linien, die Schnellbahnlinie S45 (vorerst) bis zur Floridsdorfer Brücke verlängert, den Fahrgästen aber mehr oder weniger nichts gesagt. Eine aufmerksame Bezirksrätin und die Mundpropaganda mussten damals nachhelfen.
An der Endstation am Joachimsthalerplatz zeigt der KURIER-Redakteur der Mitarbeiterin der Wiener Linien das Kleingedruckte. Sie bedankt sich, findet das "sehr interessant".