Chronik/Wien

Wienerwald: Fallenjagd auf Mountainbiker

Eine schöne Ausfahrt mit dem Mountainbike hätte für Peter Wenighofer beinahe im Krankenhaus geendet.

Gemeinsam mit einem Freund fuhr der passionierte Mountainbiker einen Waldweg vom Kahlenberg Richtung Weidling. "Gleich am Beginn ist ein steiler Abschnitt. Dort war eine Eisenstange mit Widerhaken am Boden so drapiert, dass sie sich im Rad verfängt", erzählt Wenighofer. Mit dem Vorderrad kam er noch drüber, beim Hinterrad schnappte die Falle zu. Nur mit Mühe und Glück konnte Wenighofer den Sturz verhindern: "Wenn das am Vorderrad passiert, mache ich einen Salto über den Lenker."

Zwei Tage später fuhr er die Route erneut. "Genau an der Stelle war ein älterer Herr, der uns beschimpfte", sagt Wenighofer. Beim Lokalaugenschein mit dem KURIER fand Wenighofer dann neue Radlerfallen.

Konfliktpotenzial

Immer wieder kracht es zwischen Spaziergängern und Mountainbikern. "Vor allem an Kreuzungspunkten gibt es immer wieder Probleme", sagt Wiens Forstdirektor Andreas Januskovecz. "Grundsätzlich funktioniert es im Wienerwald aber gut." Rücksichtslose Radler gebe es aber immer wieder. "Wir versuchen dann im direkten Gespräch aufzuklären, dass man Rücksicht nehmen muss", sagt Januskovecz. Selbst gebastelte Radlerfallen seien ihm noch nicht untergekommen. "Das geht aber gar nicht, dass da einer Fallen aufstellt."

Natürlich werde der Wienerwald immer mehr genutzt, sagt Januskovecz. Man müsse aber auch auf die Tiere achten. Es geht daher darum, mehrere Zonen zu schaffen, um die Nutzer von den Tieren zu trennen.

Das wäre den Mountainbikern gar nicht unrecht: "Unser Wunsch wären ausgewiesene Strecken für Mountainbiker, die dem Standard moderner Räder entsprechen", sagt Alexander Arpaci, Obmann des Vereins Wienerwald Trails. In Wien gebe es zwar offizielle Mountainbike-Strecken, die seien aber vielfach auf Forststraßen. Also bauen manche illegale Trails im Wald. Arpaci: "Viele Beispiele aus anderen Ländern zeigen aber, dass Biker bereit sind, sich an Kosten und Erhaltung legaler moderner Strecken zu beteiligen."

Rechtslage

Rechtlich ist derzeit die Zustimmung des Grundbesitzers einzuholen. "Es gibt eine Gesetzeslage, die nicht verändert werden darf", sagt der nö. Landesjägermeister Josef Pröll. Nicht nur aus Sicht der Jägerschaft ist er gegen die generelle Öffnung des Waldes für Mountainbiker. Er vertritt auch die Interessen der Eigentümer. "Dass sie alles erlauben müssen, darf nicht sein. Es spricht aber nichts dagegen, wenn mit einem touristischen Konzept und gegen Bezahlung ein Teil des Waldes von Mountainbikern benützt werden darf", sagt Pröll. Ganz ähnlich argumentiert Felix Montecuccoli vom Verband der Land- und Forstbetriebe: "Wir verstehen das Bedürfnis nach Erholung und sind offen für Gespräche über neue Routen. Greift der Gesetzgeber ein, muss er sensible Gebiete von vornherein aussparen."

Der KURIER fragte Fachleute, welche Auswirkungen Massensport in der Natur für Tiere haben kann.

Richard Zink vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der VetMedUni Wien meint: "Wenn Störungen regelmäßig auftreten, können Wildtiere das viel besser verkraften, als wenn sie unregelmäßig an immer neuen Orten geschehen. Wichtig wäre, Fahren abseits der Wege einzudämmen." Er meint aber, dass Biker generell eher auf Wegen blieben als beispielsweise Schwammerlsucher.

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Fredy Frey-Roos, Wildbiologe am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Boku, gibt hingegen zu bedenken, dass Radfahrer das ganze Jahr unterwegs sind und wegen ihres Tempos viel größere Flächen beunruhigen können als Wanderer. "Belebte Wege zerschneiden Naturräume und führen dazu, dass es weniger von den Tieren geben wird, die größere Ruhezonen benötigen."

"Man muss sagen, dass die Rückzugsräume für Tiere bereits stark eingeschränkt sind und dass gerade Wald- und Feldwege ein Nahrungsangebot für viele Tiere – von Vögeln bis zum Rotwild – bieten. Ob sich Tiere an Störungen gewöhnen können, hängt von der Tierart und der Struktur des Lebensraumes ab", sagt Frey-Roos. Er appelliert, die Natur ernst zu nehmen und Tieren ihre Freiräume zu lassen, indem man prüft, welche Forst- und Feldwege als Biker-Strecken freigegeben werden können.