Chronik/Wien

Wiener Rotenturmstraße: Ein Herz und ein Segen für die Begegnungszone

Die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein hat am Donnerstag mitten ins Herz getroffen. In ein rotes – aufgesprüht auf den Unterbau der Roten-turmstraße im ersten Bezirk. Und zwar mit einer 100 Kilogramm schweren Granitplatte.

Die Platte war der Schlussstein der neuen Begegnungszone, die in den vergangenen sechs Monaten zwischen Schweden- und Stephansplatz gebaut wurde. Bauarbeiter haben die quadratische Aussparung, in der Hebein die hellgraue Platte mithilfe eine Verlegemaschine platzierte, mit dem Herz markiert.

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„Früher hatten es die 60.000 Menschen, die täglich hier  unterwegs sind, eng“, sagt Hebein. „Nun ist der Platz gerechter verteilt.“ Das bedeutet konkret: Eine baulich getrennte Fahrbahn gibt es in  dem rund 400 Meter langen Straßenstück nicht mehr. Fußgänger, Radfahrer, Autolenker und die kleinen Citybusse teilen sich nun eine Ebene – bei einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h.

Am linken und rechten Straßenrand haben Bauarbeiter 6.100 Quadratmeter Granitsteine verlegt. Dort halten sich am Donnerstag auch die meisten Fußgänger auf. In die Mitte trauen sich nur einzelne.

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Das mag daran liegen, dass dort eine 4,5 Meter breite Spur betoniert ist – damit Autos und Busse leichter durchkommen. Neu sind zudem 52 Radbügel, 28 Bänke, 16 Bäume  und zwei Springbrunnen, die von bunten Spots beleuchtet werden.

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Lange Debatten zwischen dem grünen Verkehrsressort und Innenstadt-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) sind dem Umbau vorausgegangen. Ganz verstummen wollten sie  bis zum Schluss nicht: Figl boykottierte den Feiertermin, um seinen Protest gegen das Projekt zu demonstrieren.

Wenn der Segen so schief hängt, kann nur noch Dompfarrer Toni Faber helfen. Er rückte mit Weihwasser aus dem Stephansdom an: „Herr, Segne diesen Schlusstein als Zeichen der Vollendung dieser Begegnungszone“, betete Faber und segnete bei dieser Gelegenheit gleich alle Anwesenden.

Wirtschaft mit an Bord

Zufrieden war am Donnerstag nicht nur die Vizebürgermeistern, sondern auch die Wirtschaftskammer. „Die hohe Passantenfrequenz hat das neue Konzept für die Straße nötig gemacht“, sagt Alexander Biach, Standortanwalt der Wiener Kammer, zum  KURIER.

Seit der ersten Passantenzählung im Jahr 1980 haben sich die Passantenzahlen am Samstag laut Wiener Wirtschaftskammer verachtfacht. Zur Verdeutlichung: Im Vorjahr ergab eine Erhebung, dass an einem durchschnittlichen Samstagnachmittag jede Sekunde eine Person den Gehsteig auf Höhe der Hausnummer 14 passiert. 

„Die Begegnungszone sorgt für eine weitere Attraktivierung der Straße. Die ausgezeichnete Lage der Straße und die angesiedelten Shops werden weitere Passantenströme anziehen“, sagt Biach. 

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