Chronik/Wien

Wiener Prater: Die Watschenmann-Party

Der Wurstelprater und der Watschenmann gehören genauso untrennbar zusammen wie verbale Schlagabtausche zwischen der Stadt Wien und den Prater-Unternehmern.

Obwohl die 1. Mai-Party als umsatzstärkster Tag des Jahres – bei Kaiserwetter – ins Haus steht, hängt wieder einmal der Haussegen schief. Drei Problemzonen bringen die Hutschenschleuderer in Fahrt: Der Straßenstrich auf der Südportalstraße, das Streichen einer Subventionsmillion durch das Rathaus und die schlechte Anbindung des Individualverkehrs an den Vergnügungspark.

Gästeschwund

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"Wir verlieren durch den Straßenstrich und die Verkehrsproblematik Gäste. Vor allem aus den Bundesländern", schimpft Prater-Präsidentin Elisabeth Kolarik (Details Interview unten). Nachsatz: "Wo bitte bleibt hier die Solidarität von SP-Bezirkschef Gerhard Kubik?"

In diesen beiden Punkten sind sich Praterunternehmer und Christian Rötzer, Geschäftsführer der Prater Service GmbH (eine Tochter der Stadt Wien), einig: "Der Straßenstrich muss weg, das ist geschäftsschädigend. Gleiches gilt für die Verkehrsanbindung der Pkw. Schon mit intelligenteren Ampelschaltungen und anderen Einbahnführungen kann hier geholfen werden."

Sparkurs

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Betreffend der durch den Gemeinderat gestrichenen Subventionsmillion bleibt der zuständige Stadtrat Christian Oxonitsch hart: "Ziel ist es, die Verwaltung, also die Prater Service GmbH auf eigene Beine zu stellen. Aufgrund der erzielten Einnahmen können die Beiträge der Stadt in gewohnter Höhe reduziert werden." Der Sparkurs bedeutet aber, dass Infrastruktur-Projekte, wie Beleuchtung, Pflasterung oder unterirdische Rohrlegungen aufgeschoben werden müssen."

Trotz der aktuellen Probleme hat sich der Wurstelprater seit 2006 (Start zur Revitalisierung) eigentlich erholt. Bestes Beispiel ist das Jahr 2011. Knapp vier Millionen Gäste pilgerten in den Prater. Um etwa fünf Prozent mehr als ein Jahr davor.

Aus diesem Grund versucht Riesenradbesitzer Peter Petritsch auch zu kalmieren: "Wir sollten an diesem positiven Trend gemeinsam weiterarbeiten. Querelen bringen da gar nichts."

Parkhaus

Mitte Juni soll jetzt endlich das Parkhaus mit mehr als 300 Stellplätzen an der Ausstellungsstraße gebaut werden. Für Prater-Präsidentin Kolarik ein längst fälliger Schritt: "Dieses Projekt ist die größte, von einem Privatunternehmer jemals im Wurstelprater getätigte Investition. Und wegen der Verlagerung des Straßenstrichs ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen."

Nachgefragt: "Wir laufen gegen den Straßenstrich Sturm"

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Elisabeth Kolarik ist seit 1945 erst die zweite Frau an der Spitze der 80 Prater-Unternehmer. Bei ihrer Wahl zur Präsidentin, im November 2010, wurde sie von 76 Hutschenschleuderern gewählt – eine Rarität unter den oft zerstrittenen Betreibern. Mit dem KURIER sprach sie über ihre Ziele im zweiten Amtsjahr.

KURIER: 2012 ist seit Langem das erste Jahr, wo keine neuen Attraktionen geboten werden. Ist man im Prater schon zufrieden?

Elisabeth Kolarik: Im Gegenteil, die Entwicklung geht uns zu langsam.

Ihre Kollegen bräuchten doch nur zu investieren ...

Die Gründe im Prater gehören der Stadt. Wenn die Prater Service GmbH will, könnte man jeden von uns in drei Monaten kündigen.

Und daher herrscht Stillstand?

Große Fahrgeschäfte gehen in die Millionen. Keine Bank gewährt Kredite in dieser Höhe, wenn die Planungssicherheit fehlt. Die Kündigungsfrist sollte so lange bemessen werden, bis die Kredite bezahlt sind.

Im Wintersemester 2013 öffnet die neue Wirtschaftsuni an der Südportalstraße mit 20.000 Studenten. Neues Publikum für den Prater?

Da muss zuerst der Straßenstrich verschwinden. Sogar am Tag werden Männer und Väter mit Kindern von den Frauen angesprochen. Ein Skandal. Wir fühlen uns politisch alleine gelassen.

Stichwort Politik. Die Stadt strich für 2012 eine Million Euro Subvention für Infrastrukturprojekte im Wurstelprater. Ist der Sparkurs nachvollziehbar?

Das ist das Schicksal Wiens. Nichts wird ganz fertig. Die Prater Management GmbH, also der verlängerte Arm der Stadt, könnte dynamischer sein.

Wie ist das zu verstehen?

Ein Beispiel: Die beiden Geschäftsführer gehen am Freitag um 13 Uhr heim. Wir haben hier aber nicht jahrelang Zeit, um uns ein gutes Image aufzubauen.

Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Hutschenschleuderern und Prater Service?

Ja. Trotz U-Bahn müssen Gäste auch mit dem Pkw zu uns kommen können. Wir verlieren Besucher aus den Bundesländern. Die Verkehrssituation ist indiskutabel. Und wir laufen gegen den Straßenstrich Sturm.