Chronik/Wien

Wiener Hauptbahnhof in Teilbetrieb

Mit dem Fahrplanwechsel der ÖBB ging am Sonntag auch der Wiener Hauptbahnhof in Teilbetrieb. Die neue zentrale Station befindet sich am Areal des ehemaligen Süd- und Ostbahnhofs. Die ersten Nutzer des Hauptbahnhofs sind Reisende - vor allem Pendler - des Ostbahn-Nahverkehrs. Alle Züge, die bisher am Südbahnhof (Ostbahn) geendet haben, halten künftig am neuen Hauptbahnhof. Der Fernverkehr folgt dann zwei Jahre später: Im Dezember 2014 wird die gesamte Verkehrsstation eröffnet. Der Bahnhof ist anders als seine Vorgängerbauten kein Kopf-, sondern ein Durchzugsbahnhof.

Neues Viertel

Rund um das Areal entsteht ein neues Stadtviertel mit Büro- und Wohnkomplexen. Das "Sonnwendviertel" wird unter anderem 316 Wohnprojekte beinhalten und bis 2015 fertiggestellt sein.  Die Verkehrsstation samt Einkaufszentrum wird auch als "BahnhofCity" bezeichnet. Insgesamt werden rund vier Mrd. Euro investiert, wobei die Kosten für den Bahnhof laut ÖBB rund 987 Mio. Euro betragen. Die Stadt Wien investiert rund 500 Mio. Euro.

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Im Dezember 2015 sollen die Arbeiten am gesamten Bahn-Infrastrukturprojekt schließlich beendet sein. Züge werden in allen Richtungen abfahren bzw. aus allen Richtungen ankommen, der Bahnhof wird dann laut ÖBB "seine regionale, nationale und internationale Drehscheibenfunktion zur Gänze ausüben können". -dk

Ab 9. Dezember gibt es auch für zwei Stationen neue Namen. Die S-Bahn-Station "Wien Südtiroler Platz" heißt künftig "Wien Hauptbahnhof", die Station "Wien Südbahnhof (S-Bahn)" heißt ab Dezember "Wien Quartier Belvedere". Dadurch ergibt sich erstmals eine Umsteigemöglichkeit in die U-Bahnlinie U1. Die Schnellbahn sowie die U1 sind oberirdisch erreichbar. Der Südtiroler Platz wird unterirdisch direkt an den Hauptbahnhof angebunden sein. Ursprünlich hätte die U1-Station "Südtiroler Platz" in "Hauptbahnhof Wien" umbenannt werden sollen. Doch nach einer Intervention durch Politiker aus Südtirol wird die Station nun "Südtiroler Platz-Hauptbahnhof" heißen. Laut ÖBB hat das vor allem pragmatische Gründe. Passagiere könnten sich den "Hauptbahnhof" merken, während für die langjährigen Fahrgäste der althergebrachte "Südtiroler Platz" bleibe.

Erst, wenn der Fahrgast auf dem im Waggon angebrachten Bildschirm schaut, wird der unglaubliche Speed Realität. Der ÖBB-Railjet pflügt mit 231 km/h durch die verschneite Landschaft. Zum Vergleich: Im englischen Silverstone rasen Formel-1-Boliden mit der Durchschnittsgeschwindigkeit von 220 km/h über den Kurs.

Im Zug selbst bemerken die Passagiere rein gar nichts von dem irren Tempo. Abroll- und Windgeräusche gibt es nicht. Viel mehr sitzt man bequem in den Sesseln, liest Zeitung, hört Musik oder versinkt in der vorbeisausenden Landschaft. Selbst bei der Fahrt durch den neuen Wienerwaldtunnel bleibt das solide Sicherheitsgefühl erhalten. Allerdings drosselt der Fahrer dabei die Geschwindigkeit. „Die neue West-Strecke und der moderne Railjet erlauben bis zu 250 km/h. In den Tunnels müssen wir aber das Tempo drosseln, denn der Winddruck wird dann extrem stark“, erklärt der Schaffner stolz.

Für die Fahrgäste bedeutet der Weststrecken-Ausbau vor allem wichtigen Zeitgewinn. „Wir ersparen uns vom Westbahnhof bis nach Linz genau 20 Minuten. Und eigentlich merkt man hier drinnen nichts von der Geschwindigkeit. Wir fühlen uns total sicher“, lächeln die Schwestern Barbara und Eva Reindl aus Oberösterreich. Sie besuchten am Wochenende ihre Tante in Wien.

Rekordfahrt

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Für die 60 Kilometer Fahrtstrecke Wien-West bis Hauptbahnhof St. Pölten benötigte der Railjet nur 25 Minuten. Österreichischer Rekord!
Für ÖBB-Chef Christian Kern ein erfolgreicher Tag des so oft gescholtenen Konzerns: „Wir brauchen jetzt, etwa für die 300-Kilometer-Strecke von Wien nach Salzburg 2:22 Stunden. Damit überholen wir jeden Pkw.“ Die beeindruckende Fahrt hatte allerdings ihren Preis. Für WienSt. Pölten und retour (ohne Zwischenstopp) sind 22,80 Euro fällig. Dafür sind die Preise der angebotenen Snacks durchaus moderat. Jeder bessere Wiener Würstelstand ist im Vergleich teurer.

Fahrgäste, die sich auf dem Westbahnhof das Ticket am Schalter kauften, hatten kaum Wartezeiten und wurden sehr freundlich bedient. Vor den noch immer zu komplizierten Ticket-Automaten bildeten sich – obwohl Sonntagvormittag – die gewohnten Menschenschlangen. Zurück nach Wien ging es mit dem Intercity. Topspeed: 200 km/h, Zwischenstopp in Hütteldorf und eine Fahrzeit von 34 Minuten. Kein Vergleich mit den hochmodernen Railjet-Raketen.