Gäste geschockt: Zuckender Hummer auf dem Teller
Von Bernhard Ichner
Robert Frise und Udo Rattay ist der Appetit gründlich vergangen. Die Unternehmer bestellten im edlen japanischen Restaurant Unkai im Wiener Grand Hotel das Sho-Zuiun-Menü mit Hummer. Sashimi – also roh. Da das Tier beim Servieren dann aber quasi das gesamte Spektrum der Hummer’schen Mimik gezeigt haben soll, schlossen die beiden: dieser Hummer lebt noch – und erstatteten bei der Polizei Anzeige wegen Tierquälerei. Zudem informierten sie die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“.
Der Erklärung des Personals, es handle sich bloß um Nervenzuckungen, schenken die beiden Herren keinen Glauben. „Dafür waren die Bewegungen viel zu regelmäßig“, meint Rattay.
Im Unkai, wo Chefkoch Hiroshi Sakai und Restaurant-Leiterin Fumiko Kato authentische japanische Gerichte kredenzen, weist man den Vorwurf entschieden zurück und schließt Tierquälerei kategorisch aus.
Kreuzstich
Im konkreten Sashimi-Fall habe man den Hummer mittels Kreuzstich (dabei werden die Nervenenden durchtrennt) getötet, dann sei der Schwanz vom Kopf getrennt worden, versichert Siegfried Pucher, der Gastro-Chef des Grand Hotels. Danach werde das Fleisch ausgelöst, geschnitten, wieder in der Hummerschale portioniert und serviert. Durch „die unmittelbare, frische Zubereitung“ seien noch Bewegungen möglich.
Die Warnung der Kellnerin habe sich zudem nicht auf die Scheren, sondern auf die scharfen Mundwerkzeuge des Tieres bezogen. „Daran kann man sich eventuell aufschürfen.“
Daniel Abed, stellvertretender Direktor im Haus des Meeres, ortet den Grund für die Aufregung „im Kopf der Kunden“. „Tot und lebendig ist nicht wie dunkel und hell – es ist nicht leicht zu sagen, wann ein wirbelloses Tier tot ist.“ Selbst wenn Kopf und Schwanz getrennt sind, sei Bewegung möglich.
In dieselbe Kerbe schlägt Alexander Hengl vom Marktamt: „Das ist wie bei einem Hendl – wenn man dem den Kopf abhackt, läuft es auch noch ein paar Runden im Hof herum.“ Über das Unkai habe es bis dato keine Beschwerden gegeben.