Wien ganz in Weiß: Winterdienst im Volleinsatz
Wie beinahe jedes Jahr traf der Schnee die Bundeshauptstadt völlig unerwartet. In der Nacht auf Mittwoch wurden in Wien auf der Hohen Warte laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zwölf Zentimeter Neuschnee gemessen. Im langjährigen Vergleich kommt eine solche Schneemenge innerhalb einer 24-Stunden-Periode durchschnittlich ein Mal pro Winter vor. Der Großteil des Neuschnees fiel aber in der vergangenen Nacht innerhalb von nur zwei Stunden - das gebe es nur alle paar Jahre, hieß es von der ZAMG.
Bilder: Wien versinkt im Schnee
Die nächtlichen Schneefälle in Wien haben die Mitarbeiter der MA 48 am Mittwoch zeitig aus dem Bett geholt. Um 3.00 Uhr rückte die gesamte Straßenreinigung aus, um der weißen Pracht auf den Straßen Herr zu werden. Am Vormittag waren insgesamt 1.650 Personen mit 350 Raum- und Streufahrzeugen im Einsatz, teilte die MA 48 in einer Aussendung mit.
Unterstützung erhielt der städtische Winterdienst erneut von privaten Schneeräumern. Die Stadt kümmert sich insgesamt um 2.800 Kilometer Straße bzw. um eine Fahrbahnfläche von 23 Millionen Quadratkilometern. Auch 610.000 Laufmeter Gehsteige, Stiegen und kombinierte Geh- und Radwege sowie rund 24.000 Straßenübergänge sowie das gesamte Radnetz fallen in die Verantwortung der orangen Truppe. Für die Autobahnen und Schnellstraßen einschließlich der Südosttangente ist wiederum die Asfinag zuständig.
"In Wirklichkeit gibt es ja bei 800.000 zugelassenen Autos in Wien schon bei Regen ein bisschen eine Verzögerung und bei Schnee natürlich auch. Wir sind das ja gar nicht mehr gewöhnt aus den vergangenen Wintern", sagte Josef Thon, Chef des Winterdienstes, am frühen Morgen im Radio Wien-Interview.
Kurzparkzonen nicht aufgehoben
Hunderte Menschen und über 80 Schneefahrzeuge sind seit Dienstagabend für die Wiener Linien im Einsatz, dennoch sorgt der Schnee auch für Probleme beim öffentlichen Verkehr. Verzögerungen gibt es bei Straßenbahnen und Bussen, die U-Bahn und die Schnellbahn fahren großteils normal. Der Grund: Der Verkehr fließe insgesamt langsamer, durch häufigere Unfälle gebe es mehr Blockaden auf den Strecken und bei Schneelage nehme auch die Zahl der Falschparker zu. Laut Aussendung der Verkehrsbetriebe waren einige hundert Mitarbeiter und mehr als 80 Schneefahrzeuge seit Dienstagabend damit beschäftigt, 1.065 Bim-Stationen, 4.132 Bushaltestellen und knapp 180 Kilometer Straßenbahngleise eis- und schneefrei zu halten. Nicht aufgehoben werden in Wien heute übrigens die Kurzparkzonen - dafür hat es noch zu wenig geschneit.
Die Wiener Außenringautobahn A21 musste um 3.30 Uhr im gesamten Verlauf für Lkw über dreieinhalb Tonnen gesperrt werden. Die Sperre ist kurz vor 7.00 Uhr wieder aufgehoben worden. Am Flughafen Wien kämpft man eher mit der Kälte als mit dem Schnee: Dort gibt es Verzögerungen von zehn bis 15 Minuten bei einigen Flügen, weil alles enteist werden muss.
Die historisch höchste Neuschneemenge in 24 Stunden gab es in Wien mit 30 Zentimetern übrigens am 27. März 1969 und am 27. Jänner 2005.
Vignetten-Aufkleben wegen Kälte tückisch
Unterdessen machen die kalten Temperaturen, die in Österreich seit Wochen herrschen, das Aufkleben der neuen Autobahnvignetten tückisch. "Ist die Scheibe kälter als fünf Grad Celsius, besteht die Gefahr, dass die Vignette nicht richtig haftet. Löst sie sich ab und wird dabei beschädigt, wird sie ungültig", warnte ÖAMTC-Juristin Ursula Zelenka.
Hat man keine Garage, die das Auto vor den frostigen Temperaturen schützt, rät die ÖAMTC-Expertin, am besten das Wageninnere und die Innenseite der Windschutzscheibe durch eine kurze Fahrt mit eingeschaltetem Warmluftgebläse zu erwärmen. Dann die Anbringungsstelle sorgfältig trockenreiben und die Vignette ankleben.
"Nicht versuchen, mit einem heißen Föhn die Scheibe zu erwärmen", warnte Zelenka. "Durch den großen Unterschied zwischen Außen- und Innentemperatur kann es zu Spannungen und zum Bruch der Scheibe kommen." Außerdem empfahl die ÖAMTC-Juristin, den unteren Abschnitt der Trägerfolie gut aufzubewahren. Darauf befindet sich die Seriennummer, die als Kaufnachweis dient und die Erstattung der Vignette garantiert, wenn es beispielsweise zu einem Bruch der Windschutzscheibe kommt.
Ein 32-Jähriger ist Mittwoch früh in Ansfelden (Bezirk Linz-Land) mit dem Auto ins Rutschen gekommen und auf den zugefrorenen Kremsfluss geschlittert. Der Mann konnte sich unverletzt ans Ufer retten. Kurz darauf brach jedoch das Eis und der Wagen versank im Wasser, berichtete die oberösterreichische Polizei.
Der 32-Jährige war gegen 6.20 Uhr auf der mit Schneematsch bedeckten Weißenberger Gemeindestraße entlang der Krems mit 50 bis 60 km/h gefahren und ins Rutschen geraten. Das Fahrzeug schlitterte über eine Böschung und landete auf dem Eis des Flusses. Das Auto brach ein und wurde später von der Feuerwehr mit Hilfe von Tauchern geborgen.
Auch in Kremsmünster (Bezirk Kirchdorf) rutschte am Dienstagabend ein Fahrzeug von der eisigen Fahrbahn und kippte seitlich in einen angrenzenden Wasserlauf. Mit einem Kran, einer Seilwinde und zwei großen Ballonhebekissen wurde es Stück für Stück in die Waagrechte gehoben und schließlich Muskelkraft auf die Straße geschoben, berichtete die Feuerwehr.
Ähnliche Unfälle gab es während des Eisregens häufig: Erst Dienstagfrüh war in Hörsching (Bezirk Linz-Land) ein Auto in einem Bach versunken. Die Lenkerin konnte sich unterkühlt, aber unverletzt retten, das Fahrzeug musste in einer aufwendigen Aktion geborgen werden:
Um das Glatteis unbeschadet zu überstehen, gibt die AUVA folgende Tipps: Der Bremsweg eines Autos verlängert sich bei rutschiger Fahrbahn etwa um das Zehnfache und mehr – neben Temporeduktion ist daher auch eine entsprechende Vergrößerung des Sicherheitsabstands wichtig. Darüber hinaus sind abrupte Lenk-, Brems- und Beschleunigungsmanöver zu vermeiden, besonders vorausschauendes Fahren "ist daher Pflicht".
Bei unregelmäßig gefrorener oder gestreuter Fahrbahn besteht auch die Gefahr, dass die Reifen eine unterschiedliche Straßenhaftung haben. Dies bewirkt wie beim Aquaplaning eine hohe Schleudergefahr. "Mit einem an die Witterungsverhältnisse angepassten Verhalten kann die eigene Sicherheit maßgeblich beeinflusst werden. Um Unfälle bei Schnee- und Glatteisfahrbahnen zu reduzieren, sollten unbedingt längere Fahrzeiten eingeplant werden, da wetterbedingt meist langsamer gefahren wird und es oft Staus gibt", sagte Bernd Toplak, Präventionsexperte der AUVA-Landesstelle Wien.
Darüber hinaus sollten Handbesen und Eiskratzer in jedem Fahrzeug bereitliegen, um das Dach, alle Scheiben und auch die Lichter von Schnee und Eis zu befreien. Dies dient nicht nur der besseren Sicht, sondern schützt auch andere Verkehrsteilnehmer vor abrutschendem Schnee oder Eis.
Bei winterlicher Witterung ist die Unfallverhütung der AUVA zufolge aber auch für Fußgänger besonders wichtig. Das richtige Schuhwerk ist dabei der erste Schritt – "rutschfeste Profilsohlen sind ein Muss, Schuhe mit hohen Absätzen sollten besser zu Hause gelassen werden", riet die AUVA. Außerdem: auf gute Sichtbarkeit achten (helle und reflektierende Kleidung), ausreichend Zeit einplanen und gefährliche Stellen meiden.
Spiegelglatte Fahrbahnen haben Mittwochfrüh in der Süd- und Südoststeiermark zu Verkehrsunfällen geführt: Auf der Pyhrnautobahn (A9) bei Wagna (Bezirk Leibnitz) ist ein Sattelkraftfahrzeug von der Fahrbahn abgekommen und umgestürzt. Der Lenker wurde laut Polizei im LKH Wagna stationär aufgenommen. Drei Verletzte forderte ein Fahrzeugüberschlag in Fladnitz im Raabtal (Bezirk Südoststeiermark).
Auf der Phyrnautobahn hat ein 42-jähriger Türke die Kontrolle über den Sattelschlepper, der ins Schleudern geraten war, verloren. Das Fahrzeug stürzte, nachdem es von der Autobahn abgekommen war, um. Nach der Erstversorgung des Verletzten musste auch der Ölalarmdienst verständigt werden, da Diesel aus dem beschädigten Tank ausgetreten war.
Bereits gegen 00.45 Uhr war ein 36-Jähriger aus dem Bezirk Südoststeiermark mit seinem Auto auf der Feldbacher Straße (B68) in Fladnitz an der Raab unterwegs, als er aufgrund der eisigen Fahrbahn ins Schleudern geriet. Sein Fahrzeug kam links von der Bundesstraße ab und überschlug sich. Der Lenker, sowie sein 27 Jahre alter Mitfahrer wurden leicht verletzt. Ein weiterer 31-jähriger Fahrzeuginsasse wurde mit schweren Verletzungen im LKH Feldbach aufgenommen. Am Fahrzeug entstand Totalschaden.
Neuschnee, Regen und Wind haben die Lawinengefahr in Tirol am Mittwoch ansteigen lassen. Am ungünstigsten waren die Verhältnisse in der Silvretta, wo es bis zu 50 Zentimeter geschneit hatte, erklärten die Experten des Landes. Dort herrschte eine "kritische" Stufe 3 der fünfteiligen Gefahrenskala.
Mit der Tageserwärmung seien dort vereinzelt noch spontane Schneebrettlawinen bis mittlerer Größe aus sehr steilen Schattenhängen oberhalb der Waldgrenze möglich, hieß es. Ansonsten ist die Gefahr laut dem Lawinenwarndienst ganz im Westen und Osten allgemein erheblich, im übrigen Tirol meist mäßig, im südlichen Osttirol gering.
Die Hauptgefahr ging von zwei möglichen Problembereichen aus: Da die Schneedecke durch Regen durchfeuchtet bzw. durchnässt wurde, könnten aus extrem steilen Gelände durch Wintersportler nasse Lockerschneelawinen ausgelöst werden. Ebenso sei mit dem vermehrten Abgang von Gleitschneerutschen bzw. -lawinen auf steilen Wiesenhängen zu rechnen.
Zudem hätten sich oberhalb der vom Regen beeinflussten Gebiete neue Triebschneepakete gebildet. Diese sind vor allem in Schattenhängen sehr störanfällig und sollten deshalb konsequent gemieden werden. Für die kommenden rechnete der Lawinenwarndienst mit keiner Veränderung der Situation.