Wien Energie: Stadt finanziert mit Gewinn einen Fernwärme-Rabatt
Wien wird Kundinnen und Kunden der Fernwärme einen Rabatt gewähren. Das hat Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) im Gespräch mit der österreichsichen Nachrichtenagentur APA am Mittwoch angekündigt. Die Bezieher waren zuletzt mit einer massiven Preissteigerung - und zwar fast mit einer Verdoppelung - konfrontiert. Die Höhe des Nachlasses wird derzeit ausgearbeitet. Finanziert wird er mit dem Jahresüberschuss der Wien Energie. Die Stadt verzichtet dafür auf eine Dividendenzahlung der Stadtwerke für 2022 und 2023.
Rabatt für Kunden der Fernwärme
Die Erhöhung der Preise für Fernwärme war im vergangenen Jahr für manche wohl überraschend gekommen. Dass diese zu einem hohen Anteil aus Gas produziert wird, war vermutlichen nicht allen Kunden bekannt. Der Anstieg der Energiepreise sorgte damit auch bei der Fernwärme für eine Verteuerung. In Wien fiel diese mit 92 Prozent besonders hoch aus.
Nun wurde im Rathaus beschlossen, dass das Unternehmen seinen Kunden einen Rabatt gewähren wird. Dessen Ausmaß soll nach Ostern verkündet werden, sagte Hanke. Unklar ist vorerst auch noch, ob es sich um einen Nachlass bei der Jahresabrechnung handelt oder ob eine Reduktion der laufenden Vorschreibungen erfolgt.
In den Genuss des Rabattes sollen aber jedenfalls alle kommen, betonte der Ressortchef. Eine Staffelung etwa nach Einkommenssituation ist nicht geplant. Wettbewerbstechnisch ist der Eingriff machbar, wie ebenfalls betont wird.
Ermöglicht wird die Maßnahme laut Hanke durch die positiven Ergebnisse der Wien Energie. Diese hat zwar im Sommer aufgrund hoher Sicherheitsleistungen an der Energiebörse einen dramatischen Liquiditätsengpass erlebt, die Geschäfte an sich liefen insgesamt aber gut. Die Verwerfungen an den Energiemärkten sorgten etwa dafür, dass im Raum Wien die Zahl der Energieanbieter von mehr als 100 auf einen Bruchteil davon schrumpfte. Der Wien Energie bescherte dies laut eigenen Angaben 80.000 neue Kunden.
Wie der Stadtrat erläuterte, musste die Wien Energie im Vorjahr im Endkundengeschäft zunächst erhebliche Verluste realisieren, nach einer Stabilisierung im vierten Quartal hat sich das Blatt jedoch gewendet. Man habe die Situation für einen erfolgreichen Handel mit der Stromproduktion der Kraftwerke bzw. für ertragreiche Speichergeschäfte genutzt, hieß es.
Wien verzichtet laut Hanke für das Vorjahr und für heuer auf die Ausschüttung einer Dividende durch die Stadtwerke. Die Erlöse sollen im Konzern verbleiben. Insgesamt kann ein dreistelliger Millionenbetrag somit anderweitig verwendet werden, wie man betont. Finanziert werden soll damit auch der Umbau des Energiesystems, also Investitionen in Bereiche wie Solarenergie oder Geothermie. Konkrete Zahlen wird es erst nach Vorliegen des Geschäftsberichts der Wien Energie geben.
Wien hat nach dem Anstieg der Fernwärme-Tarife auch eine Fairnesskommission ins Leben gerufen. Diese soll beobachten, ob Preisrückgänge an die Kunden weitergegeben werden. Das Gremium unter dem Vorsitz des ehemaligen Leiters der Bundeswettbewerbsbehörde, Walter Barfuß, hat bereits wiederholt getagt, wie Hanke der APA erläuterte. Es wird auch weiter bestehen und die Situation analysieren. Laut Stadt hat die Kommission bereits befunden, dass inzwischen auch ein Spielraum für eine Weitergabe sinkender Großhandelspreise an die Endkunden durchaus vorhanden ist.
Reaktionen
Die ÖVP ortete ein „dreistes Ablenkungsmanöver“ vor der für Freitag angesetzten Befragung von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in der U-Kommission zur Wien Energie. Die Grünen begrüßten die Weitergabe der Gewinne der Wien Energie. Allerdings sprach sich Budgetsprecher Martin Margulies dafür aus, alle Kunden, nicht nur Fernwärme-Bezieher, einzubeziehen. Die FPÖ forderte eine „sofortige und nachhaltige Senkung“ der Energiepreise.
Das Magazin Profil hat vor wenigen Tagen auch über die hohen Quartalsgewinne des Unternehmens berichtet. Auf sozialen Netzwerken wird dieser Schritt einen Rabatt der Gewinne auszuzahlen als eine mögliche Reaktion darauf gesehen.