Wiener Linien testen Schutz für Öffi-Personal
Von Bernhard Ichner
Der 52-Jährige, der im Jänner einen Straßenbahnfahrer niedergestochen und lebensgefährlich verletzt hatte, wurde am Donnerstag von einem Schwurgericht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Die Entscheidung ist bereits rechtskräftig.
Damit kann der Mann unbefristet im sogenannten Maßnahmenvollzug angehalten und behandelt werden. Laut einem psychiatrischen Gutachten leidet der ehemalige Straßenbahnfahrer, der sich seit seiner Entlassung von den Wiener Linien verfolgt fühlte und dort mehrmals mit Drohanrufen auffiel, an paranoider Schizophrenie. Zum Tatzeitpunkt war er weder zurechnungs- noch schuldfähig.
Am 26. Jänner tauchte der 52-Jährige am Franz-Jonas-Platz in Floridsdorf auf, wo ein 24-jähriger Fahrer der Linie 31 gerade seine Mittagspause antreten wollte. Auf dem Weg zum Pausenraum griff er den jungen Mann mit einem Stilett an. Neun Mal stach er ihm in Hinterkopf, Schläfe, ins Gesicht, die Schulter und in die Lenden. Acht Monate lang erholte sich das Opfer im Krankenstand von seinen schweren Verletzungen. Eine Straßenbahn kann der junge Mann aus psychischen Gründen nicht mehr fahren.
Maßnahmenpaket
Um die Sicherheit für das Personal zu erhöhen, wird bei den Wiener Linien ein Maßnahmenpaket umgesetzt. In den alten „E2“-Straßenbahn-Garnituren (die bis dato keine Fahrerkabine hatten) werden zurzeit etwa neue Fahrertüren getestet, die ob ihrer Höhe und Breite den Chauffeur weitgehend abschotten. In zehn Probezügen sind sie bereits im Einsatz. So sie sich bewähren, werden sie in allen 120 E2-Zügen eingebaut.
Darüber hinaus wird die Videoüberwachung sukzessive verstärkt. Wie berichtet, sollen bis 2016 mehr als 60 Prozent aller Straßenbahnen und 75 Prozent der Busse Kamera-überwacht sein.
Im Abend- und Nachtbetrieb sollen zudem künftig nur noch moderne ULF-Straßenbahnen bzw. neue Autobusse im Einsatz sein – also ausschließlich Fahrzeuge, die über Fahrerkabinen verfügen.
Und was die Beleuchtung von Endstellen und Knotenpunkten betrifft, verhandelt die Geschäftsführung der Wiener Linien gerade mit der zuständigen MA33.
Für Betriebsrat Kurt Wessely gehen die Sicherheitsmaßnahmen „in die richtige Richtung“ – wenn er sich auch eine raschere Umsetzung wünschen würde.
Allerdings sind noch nicht alle Forderungen der Personalvertretung erfüllt. „Wir wollen noch bessere Schulungen der Mitarbeiter in Stresssituationen und verstärkte Polizeipräsenz in den Stationen“, sagt Wessely.