Attentat auf Bim-Fahrer: Drohungen ignoriert

Mit diesem Messer hat der Mann den Straßenbahnfahrer attackiert.
Den neun Messerstichen in der Station vom 31er gingen unbeachtete Signale voraus.

Alarmzeichen gab es genügend, aber niemand wollte sie sehen oder hören. Die Chronik eines angekündigten Attentats auf einen Straßenbahnfahrer begann im Jahr 2006. Damals wurde der 53-jährige Werner P., der selbst Straßenbahnfahrer war, vom Fahrdienst abgezogen. Seither fühlte er sich von allen Straßenbahnfahrern verfolgt.

Der Mann, der nun sein Leben als Taglöhner bei der Müllabfuhr fristen musste, bombardierte die Wiener Linien mit Anrufen. Er tauchte auch mehrmals persönlich in der Zentrale auf, und eine Ex-Kollegin suchte er sogar an ihrer Privatadresse heim. Die einzige Reaktion bestand darin, dem offenbar geisteskranken Mann Hausverbot zu erteilen.

Mehrere Wochen befand sich Werner P., bei dem paranoid-schizophrene Züge diagnostiziert wurden, stationär auf der Baumgartner Höhe. Und er war beim viel beschäftigten Gerichtspsychiater Karl Dantendorfer in Behandlung. Dass irgendwelche Maßnahmen getroffen worden wären, davon wurde beim Prozess im Wiener Landesgericht am Donnerstag nichts bekannt.

Dafür erfuhr man, dass Werner P. alle Straßenbahnfahrer erschossen hätte, "wenn ich eine Pistole gehabt hätte". Das erklärte er kurz nach der Tat. Jetzt will er nichts mehr sagen. Nicht zu seinem "Vorleben", wie das bei Gericht heißt. Nicht zu den neun Messerstichen. Und nicht zu der von der Staatsanwältin geforderten Einweisung in eine Anstalt für unzurechnungsfähige Täter, die in dem Fall Betroffene heißen.

Knapp überlebt

Am 26. Jänner dieses Jahres stellte der 25-jährige Straßenbahnfahrer Mario A. seine 31er-Garnitur am Franz- Jonas-Platz in Wien-Floridsdorf ab und wollte in den Pausenraum gehen. Werner P. rammte ihm von hinten ein Messer bis zum Heft in den Nacken, den Scheitel, die Wirbelsäule. "Ich habe versucht, ihn abzuwehren und das Messer zwei Mal zu fassen bekommen", schildert Mario A. im Zeugenstand. Aber dann habe ihn die Kraft verlassen und er konnte nur noch um Hilfe rufen. Im Spital nach vierstündiger Notoperation erfuhr er, "wie knapp das alles war." Messerstiche durch die Kopfhaut, in die Wange, durchtrennte Fingernerven, er wäre fast verblutet. Tramwayfahrer kann Mario A. schon wegen der Schmerz-Medikamente keiner mehr sein; jetzt macht er Innendienst, meidet Menschenansammlungen.

Die zweitwichtigste Person im Prozess (neben Werner P.) ist der Gerichtspsychiater, ein Kollege von Karl Dantendorfer. Doch der ist verhindert, deshalb wird vertagt.

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