Chronik/Wien

Wien-Attentäter wollte eigentlich am Stephansplatz zuschlagen

Der Wien-Attentäter hatte seine Pläne schon lange vor dem eigentlichen Anschlag gewälzt. Schon damals, als er sich nach einer geplanten Syrien-Reise (er wollte sich mit einem Freund dem IS anschließen, wurde aber in der Türkei festgenommen) geläutert präsentierte.

In Haft machte er sich bereits Gedanken, wie er zu Waffen kommen könnte - "Ich brauche mehrere Kalaschnikows." Und wo er seinen Anschlag am besten durchführen könnte: Im Herzen Wiens, am Stephansplatz - so war sein ursprünglicher Plan, wie nun aus den Ermittlungsakten hervorgeht, die auch dem KURIER vorliegen.

Und daraus geht auch hervor, dass Kujtim F. ein ganzes Netz an Unterstützern hatte. Dass der Verfassungsschutz sogar die Befürchtung hatte, ein Komplize könnte Monate später einen weiteren Anschlag durchführen. Ebenfalls an einem Tag vor einem Lockdown.

DNA auf den Waffen

Die Waffen, die der Wien-Attentäter benutzte, sollen von einem Slowenen stammen. Vermittelt hat den Kontakt laut Ermittlungen ein 31-jähriger Tschetschene, der in Wien lebt. Dessen DNA findet sich nicht nur auf fünf Patronen der Zastawa-Munition, sondern auch auf fünf Patronen im Magazin der Pistole Marke Tokarew.

Die Waffenübergabe dürfte im Juni in Wien stattgefunden haben. Der mutmaßliche Waffenverkäufer Marsel O. hatte sich mit seiner Familie in einem Hotel in Wien eingecheckt. Ganz in der Nähe, bei der Stuwerstraße 13, soll es schließlich zur Übergabe gekommen sein. Kujtim F. bekam die Waffen in einer Tasche überreicht. Im Gegenzug soll ihm Kujtim F. ein Kuvert mit Geld überreicht haben.

Zweiter "Urlaub" in Wien

Später, es dürfte zwei bis vier Wochen vor dem Attentat am 2. November 2020 gewesen sein, kam es zu einem weiteren Treffen. Der Ausflug Kujtim F.'s in die Slowakei, um Munition zu kaufen, war gerade gescheitert. Da soll erneut der Slowene eingesprungen sein. Im Gegenzug soll ihm Kujtim F. 2.000 bis 2.500 Euro übergeben haben. Der Vermittler aus Tschetschenien dürfte 500 Euro erhalten haben.

Bemerkenswert: Ein Beschuldigter im Terrorverfahren ging den Ermittlern durch die Lappen. Der Nordmazedonier trat im vergangenen Juli eine Reise in seine Heimat an. Angeblich, um die Großeltern zu besuchen und Urlaub zu machen. Seither ist er untergetaucht.