Chronik/Wien

Wie die Lerchenfelder Straße Touris aus der Wiener City lockt

Die Lerchenfelder Straße hat einen großen Konkurrenten: die Wiener Innenstadt. „Wer hier aus der Lobby kommt, ist zu Fuß gleich im Zentrum“, sagt Rene Patschok, der gegenüber des 25hours Hotels beim Weghuberpark auf dem Gehsteig steht. Mit der Initiative Lebendige Lerchenfelder Straße versucht er, Touristen dazu zu bringen, ihren Weg stadtauswärts einzuschlagen.

Seit mittlerweile fünf Jahren bemühen sich Patschok und seine Mitstreiter, Wien-Besucher auf die Lerchenfelder Straße und in ihr Umfeld zu locken. Die Touristen seien ohnehin bereits da.

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Rund um die Einkaufsstraße an der Grenze zwischen Neubau und der Josefstadt befänden sich viele Hotels. „Es geht darum, dass die Gäste abends vielleicht nicht im Museumsquartier spazieren gehen, sondern hier bei uns.“

Erste Ansätze, das touristische Potenzial des Grätzels zu heben, starteten 2014. Über das Projekt „Cross your borough“ (Durchquere deinen Bezirk , Anm.) setzte sich die Initiative dafür ein, die Sehenswürdigkeiten und Angebote direkt vor der Hoteltür bekannt zu machen.

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Entstanden seien Faltpläne, die in lauschige Gassen oder zu versteckten Handwerksbetrieben führen und in den Hotels aufliegen, Einkaufsführer sowie Aufsteller mit Ausflugstipps für die Frühstückstische der Pensionen. „Das wird laufend fortgeführt und ergänzt“, sagt Patschok.

Für Individualisten

Die Lerchenfelder Straße sei für Menschen interessant, die sich für das Leben um die Jahrhundertwende begeistern, erklärt er. „Wir haben wunderschöne Gründerzeithäuser. Und die Altlerchenfelder Kirche, die drittgrößte Kirche der Stadt.“

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Außerdem seien die Seitenstraßen hier individueller als in der Innenstadt. „Der Graben ist verwechselbar, unsere Geschäfte sind etwas schräg“, sagt Patschok. „Wenn du da als Tourist vorbeikommst, gehst du hinein.“

Kuriositäten

An der Ecke Strozzigasse zeigt Patschok, was genau er damit meint: „Das Gummistiefelhaus ist so ein Geschäft.“ In der Auslage stehen bunte Gummistiefel, über 600 Varianten hat der Laden im Sortiment. „Besucher aus regenreichen Regionen wundern sich immer, dass es so etwas bei ihnen nicht gibt“, sagt Verkäufer Sebastian Pazmandy.

400 Meter weiter oben bleibt Patschok erneut stehen. „Pomp und Gloria“ steht auf dem Geschäftsportal. „Das ist auch so ein Beispiel“, sagt Patschok, während er die goldenen Hasenfiguren, Lampen und Rosenkugeln in der Auslage anschaut.

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„Den chinesischen Kampftouristen kann man für so etwas wahrscheinlich nicht interessieren. Aber Individualreisende. Hier liegt die Stärke der Bezirke.“

Übertreiben dürfe man es mit der Werbung aber auch nicht, sagt Patschok. „Horden von Touristen kann ich mir hier nicht vorstellen – die überfährt die Straßenbahn.“ In Zeiten, in denen die Innenstädte immer voller werden, gehe es darum, die Zentren zu entlasten und ein bisschen mitzunaschen.

Ob der Einsatz schon Erfolge zeigt, will Patschok nicht beurteilen. „Das ist schwer messbar.“, sagt er. Aber die Nachfrage sei da: „Die Hotels bestellen immer wieder Pläne nach.“

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