Vermieter sollen ihre Zuschläge für Wohnungen offenlegen
Von Elias Natmessnig
Wohnen in der Stadt wird immer teurer, allein im Vorjahr stiegen die Mieten auf dem freien Markt um fast zehn Prozent. Mehr als 150 Menschen kamen daher am Dienstag in ein Lokal auf dem Brunnenmarkt, um mit Wohnbaustadtrat Michael Ludwig und Helmut Puchebner, Obmann des Mieterbunds, über die Wohnsituation in Wien zu diskutieren.
Verglichen mit anderen europäischen Städten seien die Mieten in Wien noch immer sehr gering, erklärte Ludwig eingangs. Das liege vor allem an den 200.000 geförderten Wohnungen und den 220.000 Wohnungen im Gemeindebau. „Trotzdem spüren auch wir die Entwicklung auf dem freien Wohnungsmarkt“, sagte Ludwig, „Hier müssen wir die Menschen unterstützen, damit sie nicht zu viel Miete zahlen.“
Zuschläge
Ein junger Mann beklagte vor allem die intransparenten Zuschläge in seinem Mietvertrag. Er fand damit ein offenes Ohr beim Wohnstadtrat. Vor allem bei Altbauwohnungen, die grundsätzlich an den Richtwertmietzins gebunden sind, seien Vermieter besonders kreativ mit Zuschlägen. Bei befristeten Mietverträgen müsste es im Gegenzug 25 Prozent Abschlag geben. Doch kaum ein Vermieter gewährt diesen. „Vermieter sollen daher in Zukunft ihre Zu- und Abschläge offenlegen“, forderte Ludwig. Er wolle sich für eine Mietrechtsnovelle im Bund einsetzen.
„Wo kann ich denn meine Miete überprüfen lassen?“, wollte eine Frau aus Ottakring wissen. „Wenden Sie sich an die Mieterhilfe von Wiener Wohnen. Sie berät kostenlos“, riet Ludwig.
Helmut Puchebner vom Österreichischen Mieterbund sah das Heil für günstiges Wohnen bei den geförderten Wohnbauten. Unlängst hätten sich bei einem Wohnprojekt mit 120 Wohnungen 3000 Bewerber gemeldet. Das zeige, dass es Handlungsbedarf gebe. „Je mehr geförderten Wohnbau es gibt, desto günstiger werden die Mieten insgesamt.“ Daher habe die Stadt dafür zu sorgen, dass ausreichend neue Wohnbauten errichtet werden.
Gemeindebau
Mieterbeirat Gerhard Kuchta vom Hugo Breitner Hof merkte an, dass zwar viel Geld für neue Wohnungen ausgegeben werde, für Sanierungen des Bestands allerdings kein Geld da sei. „Stimmt nicht“, entgegnete Ludwig. Gerade in den letzten Jahren haben man viele Gemeindebauwohnungen modernisiert. Auch ein Vermieter meldete sich zu Wort. Er beklagte, dass er Altbau-Wohnungen um 20.000 Euro renoviere, dann aber trotzdem nicht mehr als 5,16 Euro Mietzins verlangen könnte. „Wie soll ich da die Renovierung hereinbekommen?“
„Gerade bei den Sanierungen gibt es Förderungen der Stadt Wien“, entgegnete Ludwig, „wir geben dafür 190 Millionen Euro im Jahr aus.“
Besonders lautstark meldeten sich zum Schluss die Siedler von Baurechtsgründen zu Wort. Einst pachteten sie günstig Bauland von der Stadt und errichteten dort Häuser. Nach Auslaufen des alten Pachtvertrags erhöhte die Stadt den Baurechtzins nun zum Teil empfindlich. „Sie treiben viele Leute in echte Armut“, sagte ein Betroffener wütend. „Ich verstehe ihre Betroffenheit“, entgegnete Ludwig. Dennoch sei der neue Baurechtzins für die großteils sehr guten Lagen weiterhin sehr günstig. „Sie zahlen etwa 290 Euro für 250 Quadratmeter Grund. Glauben Sie mir: Es beneiden Sie viele, dass sie so ein Grundstück nützen können.“