Ungeliebte Parkwächter im Einsatz
Von Elias Natmessnig
Thomas Kopp wirft einen Blick auf die Windschutzscheibe und zückt seinen Minicomputer. "Da machen wir eine Abfrage", sagt Kopp zu seiner Kollegin Uschi Treimer. Seit drei Jahren ist er Parkraumüberwachungsorgan, wie die Weißkappler im Amtsdeutsch bezeichnet werden. Vieles in seinem Job ist Routine. Aber nächste Woche geht es in neue Gebiete, jenseits des Gürtels.
Knopp tippt das Kennzeichen ein, nach wenigen Sekunden kommt die Antwort. "Der hat ein Handyparkticket", sagt Kopp während Treimer das nächste Auto kontrolliert. Zehn Kilometer gehen die beiden im Schnitt, die heutige Tour durch Mariahilf ist eine angenehme.
Am Montag müssen Kopp und Treimer auch in den 12., 14., 15., 16. und 17. Bezirks, weil dort ab 1. Oktober auch das Parkpickerl gilt. Die 420 Weißkappler werden die neuen und alten Kurzparkzonen überwachen. Sie bekommen jeden Tag andere Routen zugeteilt. So sollen Absprachen verhindert werden.
Autofahrer, die erwischt werden, zahlen 36 Euro Strafe. Wird nach zwei Strafzetteln das Auto nicht bewegt, kommt die Parkkralle zum Einsatz.
Es gibt kaum einen Job, in dem man so viel Emotionen abbekommt wie als Weißkappler. Wird gestraft, "sind die Aggressionen spürbar", sagt Kopp. Doch man müsse ruhig bleiben und deeskalierend wirken.
Im Dachgeschoß eines grauen Gebäudes am Mariahilfer Gürtel lernen 60 zukünftige Kontrolleure, wie man mit Konflikten umgeht. "In der Theorie – die Praxis sieht dann oft anders aus", sagt Wolfgang Schererbauer, Gruppenoffizier der Landesverkehrsabteilung und damit oberster Weißkappler Wiens.
Dass die Aggressionen zugenommen haben, bestätigt auch er. "Die Bürger zollen der Uniform nicht mehr jenen Respekt wie früher."
In den neuen Bezirken schätzt der erfahrene Beamtes das Aggressionspotenzial höher ein. 33.000 Bewohner haben ein Parkpickerl gelöst. Meist sind Weißkappler alleine unterwegs, in den neuen Gebieten wird zu zweit gegangen, auf manchen Routen sind es nur Männer. Im Schnitt gehen auch sie zehn Kilometer pro Tag.
"In den neuen Bezirken wird es am Anfang schon mehr Ärger geben", sagt Treimer, während sie ein Moped aufschreibt. Es steht im Halteverbot, zur Beweissicherung wird ein Foto gemacht. "Falls der Besitzer reklamiert", sagt Treimer. Se will mit einem Vorurteil ausräumen: "Wir bekommen keine Provision für einen Parkzettel."
Stadtgespräche: Auto gegen Rad – das ist brutal. Diskutieren Sie mit uns am 3. 10. im Florianihof, 1080 Wien
Weiterführende Links
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund