Chronik/Wien

Vierter Frauenmord 2019: Aussprache unter Geschwistern eskalierte

In der Nacht auf Dienstag kam es am Wiener Hauptbahnhof zum bereits vierten Frauenmord in diesem Jahr. Das Opfer, die 25-Jährige Eyerus E., soll erstochen worden sein und mehrere Messerstiche in den Oberkörper erlitten haben. Der Täter, Eyob E. wurde gefasst, ÖBB-Mitarbeiter hatten den 21-Jährigen bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.

Die Frauen sollen die Adoptivschwestern des 21-jährige Verdächtigen sein. Der Mann ist ersten Informationen zufolge - wie das Opfer - ein spanischer Staatsbürger. Die Familie soll aus London kommen und äthiopische Wurzeln haben.

Angeblich war Eyob E. schon länger ohne aufrechte Meldung in Österreich und ins Drogenmillieu abgerutscht. Seine Schwestern sollen ihn über Facebook aufgespürt und ihn dann zu einer Aussprache getroffen haben. Diese dürfte in den frühen Morgenstunden des Dienstag blutig geendet sein.

Den beiden Security-Mitarbeitern fiel ein Mann mit einem Rucksack auf. Nachdem er den Rucksack abgestellt und auf das Opfer eingestochen hatte, fixierten die Beiden den Täter.

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Motiv noch nicht bestätigt

Ob es tatsächlich eine Aussprache zwischen den Schwester und ihrem Bruder war, die eskaliert ist, kann die Polizei derzeit noch nicht bestätigen.

Die Messerattacke wurde am Ende der Passage von der U-Bahn zum Geschäftsbereich des Bahnhofs im zweiten Untergeschoß verübt. Um 1.15 Uhr wurden die Einsatzkräfte in das Gebäude im Bezirk Favoriten gerufen. Reanimationsversuche von Polizisten waren erfolglos, berichtete Fürst. Die Frau starb noch am Tatort. Das Tatmesser wurde sichergestellt und der 21-Jährige festgenommen.

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Täter wird derzeit einvernommen

Worum es bei dem Streit ging, ist laut Polizei im Moment noch unklar. Der Festgenommene wurde schon kurz nach der Tat von Ermittlern des Landeskriminalamts einvernommen. In seiner ersten Befragung war er geständig. Erste Erkenntnisse aus der Befragung will die Polizei aber erst im Laufe des Vormittags veröffentlichen.

In seinem letzten Post auf einer Social Media-Plattform spricht der Beschuldigte von Liebeskummer. "Ich liebte sie wie eine Prinzessin, aber sie behandelte mich wie ein Sklave", postete Eyob E. vor sechs Tagen. Außerdem jobbte der 21-Jährige als Koch in Österreich, auch in einem luxuriösen Wellnesshotel in Vorarlberg.

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Spurensicherung und Gerichtsmedizin standen ebenfalls noch im Einsatz, als die ersten U-Bahnen und Züge im Bahnhof hielten. Das Gebäude war nur zwischen 2.00 und 4.00 Uhr geschlossen. Die am Beginn der Bahnhofshalle liegende Leiche der Frau wurde mit einem Zelt verdeckt, in dem die Kriminalisten von Blicken der Pendler ungestört ihre Arbeit machen konnten. Bei dem Verkehrsknotenpunkt halten Nah- und Fernverkehrszüge, mehrere Schnellbahnen sowie die U1 und Straßenbahn- und Buslinien.

Erst am Wochenende war eine 16-Jährige in Wiener Neustadt tot aufgefunden worden. Ihr Ex-Freund soll sie in einem Park erwürgt haben. Er gestand die Tat. Am vergangenen Dienstag war eine 40 Jahre alte, vierfache Mutter in Amstetten erstochen worden, am Mittwoch hatte war eine 50-Jährige in Krumbach, im Bezirk Wiener Neustadt-Land, tödlich mit einem Messer verletzt worden. Gestern Abend kam es auch in Attnang (Bezirk Vöcklabruck) zu einem Messerangriff auf eine Frau: Ein 31-Jähriger, der von seiner Frau getrennt lebt, attackierte die 27-Jährige und fügte ihr mehrere Schnittverletzungen zu. Der Mann floh, die Fahndung verlief bisher ergebnislos.

Kickl richtet Screening-Gruppe ein

Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hat angekündigt, eine Screening-Gruppe einzurichten. "Die Morde an Frauen in den vergangenen Tagen und Wochen haben gezeigt, dass wir akuten Handlungsbedarf in diesem Bereich haben", sagte Kickl am Dienstag. Die Gruppe soll Mordfälle, die seit 1. Jänner 2018 verübt wurden und als Beziehungstat eingestuft werden, aufrollen, screenen und analysieren. In den Fokus gefasst werden sollen beispielsweise die Vorgeschichte des Täters, die Opfer-Täter-Beziehung und Opfer-Täter-Charakteristika. "Es geht uns unter anderem darum zu analysieren, wer was wann wo wie womit und warum getan hat. Daraus sollen Muster abgeleitet werden. Eine weitere Frage, die sich die Gruppe stellen wird, ist, ob es Kommunikationsmängel zwischen verschiedenen Stellen gibt, die behoben werden müssen. Dadurch soll ein präventiver Ansatz erzielt werden, wodurch künftige Gewalttaten verhindert werden können", betonte der Innenminister.

Das Innenministerium will außerdem überprüfen, ob es einen Bedarf nach besserer Vernetzung von Prävention und Repression gibt, etwa zwischen Opferschutzeinrichtungen und Haftanstalten. "Wenn sich beispielsweise jemand in der Haft radikalisiert, dann muss das an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden", sagte Kickl. Ansehen will sich der Innenminister auch, wie die Bluttaten verübt wurden.

Die Screening-Gruppe soll sich aus Experten von Polizei, Innenministerium, Justiz, Profiling/Psychologie, Opferschutz und dem Austrian Center for Law Enforcement Sciences (ALES) zusammensetzen. Außerdem soll mit internationalen Einrichtungen Kontakt aufgenommen werden. Als Leiter der Gruppe ist der Direktor des Bundeskriminalamtes, Franz Lang, vorgesehen. "Die Screening-Gruppe versteht sich als Ergänzung zur Taskforce 'Strafrecht', die sich mit dem im Regierungsprogramm verankerten Schwerpunkt zum Thema 'Härtere Strafen für Sexual-und Gewaltverbrecher' auseinandersetzt", so der Innenminister.

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