Chronik/Wien

Stadt Wien richtet Kompetenzstelle gegen Cyber-Gewalt ein

Von Niklas Varga

Durch die Verlagerung des täglichen Lebens ins Internet wird auch Gewalt online immer präsenter. Nachdem die Regierung bereits mit einem Gesetz gegen „Hass im Netz“ einen ersten Schritt gesetzt hat, zieht nun die Stadt Wien mit einer neuen Kompetenzstelle nach.

Am Donnerstag präsentierte Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) die neue Ansprechstelle für Betroffene von Cybergewalt. Grund für die neue Kompetenzstelle ist eine Studie, die auf die immer mehr Fälle von Gewalt im Internet aufmerksam macht. Opfer sind sehr oft Frauen. Jedoch muss man bei den Arten von Gewalt unterscheiden.

Während das Cybermobbing vor allem darauf abzielt, jemanden auf Sozialen Netzwerken bloßzustellen, geht es beim Cyberstalking darum, eine Person über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. „Hass im Netz“ zielt darauf ab, eine Person oder Gruppe im Internet anzugreifen - etwa mit Hasspostings.

Hilfe "schnell und unbürokratisch" 

In Wien sollen in Zukunft die einzelnen Institutionen für Schutz gegen Gewalt enger zusammen arbeiten. Frauenstadträtin Gaal erklärt: „Die IT-Sicherheitsspezialisten der Stadt arbeiten ab sofort eng mit dem 24-Stunden-Frauennotruf und den Wiener Frauenhäusern zusammen. Wichtig ist: Die Stadt Wien hilft Betroffenen von Cybergewalt schnell und unbürokratisch“.

Neben der Frauenstadträtin zeigte sich auch Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) zufrieden: „Ich freue mich, dass ,Wien Digital‘ und Frauenberatungsstellen zusammen an das Thema herangehen und Betroffene unterstützen“.

Anstoß für die neue Zusammenarbeit war die Studie „Cybergewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen“. Die Studienautorin und Geschäftsführerin des Vereines Wiener Frauenhäuser betont: „Über das Smartphone und auf sozialen Medien haben gewalttätige Ehemänner noch mehr Möglichkeiten, ihre Frauen zu überwachen, zu demütigen und auch zu bedrohen. Dies ist eine neue Gewaltform gegen misshandelte Frauen, die ihre Situation, oft auch nach einer Trennung, nochmal schwieriger macht“.

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Panikattacken bei Studienteilnehmerinnen

Immer mehr Männer überwachen laut Studie ihre Lebenspartnerinnen. Die Kontrolle über Passwörter und SMS, Mail oder WhatsApp-Nachrichten führt in vielen Fällen zum Verlust sozialer Kontakte der Opfer.

Alle Frauen, die an der Studie teilnahmen, berichteten von großer Angst. Zwei Drittel leiden unter Panikattacken. „Ich hatte Angst, dass er gleich da steht, weil er ja wirklich ziemlich viel Zugriff auf meine Daten hatte und wusste, wo ich bin“, sagt Doris, eine der Studienteilnehmerinnen.

Die Stadt Wien richtet nun eine neue Kompetenzstelle gegen Cybergewalt ein. Vor allem im IT Bereich sollen Experten von „Wien Digital“ künftig den Frauenhäusern zur Seite stehen. Es soll besonders um die Wiederherstellung von Beweismitteln wie Fotos oder Videos gehen, die in weiterer Folge bei einer Anzeige eine wichtige Rolle spielen können.

„Wer von Gewalt betroffen ist, hat in unserer Stadt ein Auffangnetz“, so Frauenstadträtin Kathrin Gaal. Mit der neuen Reform wird zugleich eine Informationsoffensive gestartet. In einem Video werden die verschiedenen Formen von Cyberkriminalität erklärt und die wichtigsten Nummern zusammengefasst.

Frauennotruf: 01/71719

Beratungsstelle der Wiener Frauenhäuser: 01/5123839