Chronik/Wien

SPÖ-Funktionäre rebellieren gegen Rauchverbot

Für grobe Misstöne in der Wiener SPÖ sorgt eine aktuelle Facebook-Aktion einer Handvoll Genossen aus Simmering. Sie verbreiten ein Foto, auf dem sie mit einem Schild posieren. „Nein zum generellen Rauchverbot! Ja zur Wahlfreiheit!“, ist darauf zu lesen. Unterfüttert mit Argumenten wie „das Rauchverbot wird viele von uns Gastronomen ruinieren und 1.000e Arbeitsplätze kosten.“

Zu sehen sind auf dem Foto unter anderem SPÖ-Gemeinderätin Birgit Jischa und „Fiakerbaron“ und Simmeringer SPÖ-Bezirksrat Wolfgang Fasching. Sie und ihre Mitstreiter gehören dem Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband (SWV) Simmering an. Das Foto-Shooting fand im Heurigen-Restaurant Harry’s Augustin statt.

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Sehr zur Empörung vieler Genossen. Hat doch erst vor wenigen Wochen die Bundespartei nach dem Fall der türkis-blauen Regierung das generelle Rauchverbot durchgesetzt. Entsprechend die Kommentare zum Posting. „Geht's noch? Absurd und abwegig!“, schreibt etwa der ehemalige SPÖ-Stadtrat und Klubchef Rudi Schicker.

Wenig begeistert ist auch Harald Troch, SPÖ-Nationalrat und Simmeringer Parteichef. Er ist jetzt um Schadensbegrenzung bemüht: „Die Linie der SPÖ Simmering ist eindeutig: Wir unterstützen die Position der Bundespartei zum Rauchverbot und stehen auch zu den entsprechenden Beschlüssen im Nationalrat.“

Auch in der Parteizentrale in der Löwelstraße wird betont: "Die Wiener SPÖ hat eine ganz klare Linie. Sie lautet Ja zum Rauchverbot."

Die Initiatoren bleiben gelassen. „Ich bin selbst Raucher. Meine Privatmeinung ist, dass die Menschen aussuchen können sollen, ob sie in den Raucher- oder Nichtraucherbereich gehen. Die derzeitige Regelung ist in Ordnung und soll bleiben. Das Rauchverbot hingegen wird den Gastronomen aufgedrängt“, sagt Fasching zum KURIER. Dass er Parteichefin Pamela Rendi-Wagner in den Rücken fällt, glaubt er nicht: „Es muss erlaubt sein, seine Meinung zu sagen.“

Dem Vernehmen nach soll es bereits eine Kopfwäsche für die Simmeringer Funktionäre gegeben haben - mit dem sanften Hinweis, ihre Privatmeinung doch lieber für sich zu behalten.

Häme kommt von der FPÖ: „Wir bieten den unzufriedenen SWV-Kollegen gerne politisches Asyl an“, sagt Karl Baron, Obmann der Freiheitlichen Wirtschaft Wien (FWW). „Im Sinne von Bruno Kreisky können sie ein Stück des Weges mit uns gehen.“ Etwas deftiger Dietmar Schwingenschrot, der für die FWW als Gastro-Bereichssprecher kandidiert. „Was sich hier abspielt, ist eine Verarschung der Wirte.“