Chronik/Wien

Schönbrunn wird jetzt zum „Fitnessgarten“

Aus heutiger Sicht mutet es fast seltsam an, dass man in den Parks der Stadt Wien erst seit etwas mehr als elf Jahren im Gras liegen darf: Bis zum Juni 2007 galt dort ein Liegeverbot.

Jetzt, zu ihrem 100-jährigen Bestehen, wollen sich auch die Gärten der Republik – also Augarten, Volksgarten, Burggarten, Belvederegarten und der Schlosspark Schönbrunn in Wien sowie der Hofgarten und der Schlosspark Ambras in Innsbruck – offener präsentieren. Zwar ist (abgesehen vom Burggarten) das Liegen im Gras noch immer tunlichst verboten (die historischen Gärten zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe und stehen unter Denkmalschutz, Anm). Dafür findet eine Reihe anderer Veranstaltungen statt.

Die Gärten sollen „Orte der Begegnung“ sein – für Einheimische und Touristen, sagt die zuständige Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). So finden ab Februar und bis Oktober insgesamt zwölf Ausstellungen der botanischen Sammlungen statt. „Das ist ein Schatz, der in der Vergangenheit zu wenig Beachtung gefunden hat.“

Laufstrecken, Feste

Alle Inhalte anzeigen

Den Schönbrunner Schlosspark erklärte Köstinger zur Feier des Jubiläums zum „Fitnessgarten“. Noch in diesem Jahr werden dort drei Laufstrecken in verschiedenen Schwierigkeitsstufen (siehe Grafik) neu beschildert. Der „Flanierlauf Maria-Theresia“ für „gemütliche Läufer und Walker“ (3,2 Kilometer), die Strecke „Franz Joseph“ für „Routinierte“ (6,7 Kilometer) und die Laufstrecke „Sisi“ für „sportliche KaiserInnen“ (7,6 Kilometer). Kosten für die Beschilderung laut Ministerium: 5000 Euro.

Darüber hinaus wird in Schönbrunn erstmals ein „Kinder- und Familienfest“ veranstaltet. Und zwar am 1. Mai. Das Ernte-Dank-Fest der Jungbauern, das im Vorjahr für viel Kritik sorgte, soll auch heuer wieder im Herbst im Augarten stattfinden.

Eine Absage erteilte Köstinger den Plänen des Tiergartens Schönbrunn, den Botanischen Garten in den Zoo einzugliedern. „Die Eigenständigkeit des Gartens bleibt auf jeden Fall gewahrt.“

Nicht extra bewerben will man im Jubiläumsjahr Hochzeiten, die sich zuletzt vor allem im Belvederegarten großer Beliebtheit erfreut en. „So eine indische Hochzeit ist natürliche eine Einnahmequelle“, sagt der Direktor der Bundesgärten, Gottfried Kellner. Aber: „Der Belvederegarten soll kein Disneyland für Hochzeiten werden.“

Parkwächter

Denn auch die Schäden in den Gärten seien nicht zu unterschätzen. Laut Kellner liegen sie jährlich bei etwa 50.000 Euro – ohne die Kosten für Personal, das Scherben – wie etwa im Vorjahr nach einer Rave-Party zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum – händisch entfernen musste.

Vorerst soll die öffentliche Nutzung aber nicht eingeschränkt werden: „Es können nicht alle für die Dummheit einiger verantwortlich gemacht werden“, sagt Köstinger.

Im Augarten ist allerdings seit 1. Jänner wieder ein Parkwächter im Einsatz. „Die Radfahrer und Hundebesitzer waren zu uneinsichtig“, sagt Kellner .