Chronik/Wien

Schlamperei im Stadthallenbad?

Seit Mai 2010 wird das Stadthallenbad saniert. Ursprünglich sollten bereits im Herbst 2011 die Schwimmer wieder ihre Längen ziehen, doch der Neueröffnungstermin wurde von der Stadt immer wieder verschoben. Bei einer Präsentation vor Journalisten wurde zuletzt Februar 2012 als Starttermin genannt.
„Ich glaub’ nicht, dass die im Februar aufsperren können“, sagt Herbert K. (Name von der Redaktion geändert). Er arbeitet seit Baubeginn auf der Baustelle und berichtet von groben Problemen.
„Es wurde an allen Ecken und Enden geschlampt. Man hat einfach über desolate Wände gepinselt. Die Fliesenarbeiten im Saunabereich sind eine Katastrophe. Die haben dort den Boden rausreißen und neu machen müssen.“ Rohre, die man nicht mehr brauchte, habe man einfach mit dem Schweißbrenner abgeschnitten, andere würden vor sich hin rosten.
Auch die Bauleitung habe er in jeder Phase vermisst, die Koordination sei eine Katastrophe gewesen. „Was hier passiert, ist eine grobe Verschwendung von Steuergeld“, sagt Herbert K.

Leck

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Größtes Problem sei nach wie vor das Schwimmbecken. Bei der Präsentation vor Journalisten vor wenigen Tagen war es nur wenige Zentimeter gefüllt. „Warum wohl?“, fragt Herbert K. und gib die Antwort selbst: „Weil es nach wie vor nicht dicht ist und Wasser in die Decken darunter eintritt.“
„Unsinn“, sagt Georg Driendl, Architekt des Umbaus. „Wir haben vor einem Monat mit Dichtheitsproben begonnen, und das Becken war überraschend dicht. Es gab ein Leck, doch das haben wir mittlerweile gefunden. Das ist erledigt.“

Das Wasser habe man ablassen müssen, um Wartungen am Hubboden (einem heb- und senkbaren Podest im Becken) durchzuführen. Die Angriffe des Insiders versteht Driendl nicht. „Natürlich ist bei so einer Baustelle die Koordination der unterschiedlichen Baufirmen und Spezialisten schwierig. Noch dazu auf dem sehr beengten Raum.“ Bei einer Sanierung würde Unvorhergesehenes auftreten, wie die notwendige Sanierung der Betondecken. „Diese waren die einzige Ursache für die Verzögerung.“
Daher bestehe die örtliche Bauaufsicht aus drei Spezialisten samt Team, mehr als auf anderen Baustellen, betont Driendl. Rückblickend sei der Umbau in einer „sehr sportlichen“ Zeit geschehen.
Keinen Grund zur Klage sieht auch Wolfgang Gatschnegg, Sprecher des Eigentümers Wien Holding. „Natürlich gibt es auf dieser Baustelle Herausforderungen“, sagt Gatschnegg, „aber unsere Experten sagen, dass alles im grünen Bereich ist.“ Derzeit werde die gesamte Technik gewartet und für den Betrieb eingestellt. „Einer Eröffnung im Februar steht also nichts im Wege.“