Bobo-Heim statt Rudolfscrime
Von Julia Schrenk
Leo (25) schiebt sein Rad in den "Block44" in Rudolfsheim-Fünfhaus. Ein neues Lenkerband muss her. "Ich brauch’ eine viertel Stunde. Dann kannst du es wieder holen", sagt Daniel Müller.
Gemeinsam mit seinen Freunden Michael Seemann und Birgit Rampula betreibt Müller den "Block44" in der Reindorfgasse 44 in Fünfhaus. Der Block besteht aus Müllers Radgeschäft "Fix dich", aus Seemans Café "Setz dich" und Rampulas Modeladen "Amateur".
Zwischen Sechshauser- und Äußerer Mariahilfer Straße liegt das 500 Meter lange Gässchen. Es ist das Schmuckstück des 15. Bezirks. Bobo-Heim statt Rudolfscrime (wegen vieler Negativschlagzeilen früher). Design statt Ramsch. Hier folgt der Laden der Lebensfreude auf das Comic-Geschäft. Der Grow Shop (Geschäft, das auf Hanf spezialisiert ist, Anm.) auf die Second-Hand-Boutique. Dazwischen, neben der kleinen Kirche, liegt das Gasthaus Quell, eine Institution. Außerdem gibt’s dort die (laut Eigenangaben) billigste Pizzeria in ganz Wien, die Mafiosi, und oben am Eck eben den "Block44".
Stadterneuerung
Leo, der sein Rad im "Block44" reparieren lässt, ist vor fünf Jahren in den 15. Bezirk gezogen. Die Wohnung sei schön und nicht teuer. 630 Euro zahlen er und sein Kollege für 70. Früher, hätte er sich nicht vorstellen können, je in den 15. zu ziehen. Spitzname Rudolfscrime und so. Heute mag er die Atmosphäre im Bezirk. "Die Leut’ sind einfach gemütlich in Fünfhaus. Man ist mit Öffis gut angebunden und der nächste Park ist gleich in der Nähe." Im Auer-Welsbach-Park zwischen Winckelmannstraße und Linker Wienzeile jongliert Leo dann auch den ganzen restlichen Nachmittag.
Park-Raum
An diesem Tag aber zieht es die Burschen in den Emil-Maurer-Park am Gürtel. "Geh’ ma trampen", sagen sie und meinen Trampolinspringen. Sie wollen sich heute sportlich betätigen, erklären die Burschen, weil die Kochlehrerin nach Tomatensuppe und Sparbiskuit schlecht drauf gewesen sei.
Was die Burschen so treiben, in Fünfhaus? "Wenn wir ein Geld haben, chillen wir uns zum Mäci rein. Oder gehen zu OkayPizza." In der Lugner City halten sie sich eher nicht auf: "Das sind eher so die 18-Jährigen. Wegen Alkohol und so, weißt eh."
15. Bezirkin Zahlen
Jung Der Anteil an 15- bis 30-Jährigen liegt bei 37,1 Prozent. Alter im Durchschnitt: 38,6 Jahre.
Wenig Geld Der 15. Bezirk hat die niedrigste Kaufkraft aller Bezirke in Österreich. Sie liegt bei 16.272 Euro je Einwohner.
74.791 Einwohner hat der 15. Bezirk. 36,9 % von ihnen sind keine österreichischen Staatsbürger.
4256 Menschen sind 2013 nach Fünfhaus gezogen – der vierthöchste Wert in Wien.