Riesenradplatz: Hinter den Fassaden bröckelt es
Von Michael Berger
Der prominentesten Adresse im Prater, dem Riesenradplatz, droht der nächste Bauskandal.
Denn die Stadt Wien, Eigentümer des Gipsfassaden-Ensembles kündigte den Mietvertrag mit den Pächtern der Calafatti Marketing- und Betriebs GmbH (CMBG). Jetzt schlitterte die CMBG in die Insolvenz. Denn 2,3 Millionen Euro sind an Mietschulden offen. Betroffen von der Betriebsschließung sind die Bar WAGGON 31, die Eisdiele Eismehr, sowie die Show-Unternehmen Miraculum und Vienna Airlines sowie die Pratergalerien.
Während die Stadt Wien bereits emsig neue Mieter sucht, klettert CMBG-Geschäftsführer Alexander Koller auf die Barrikaden: „2008 musste alles rasch, zur Eröffnung der Fußball-Euro fertig werden. Tatsächlich standen gerade einmal die Fassaden. Offensichtliche Baumängel und auch noch durchzuführend Bauarbeiten sollten von der Stadt erledigt werden. Bis heute ist der Eigentümer, die Stadt Wien, großteils säumig.“ Koller führt ein Beispiel an: „Es wurde in keiner Weise behindertengerecht gebaut. Das ist mittlerweile aber eine bauliche Vorschrift.“
Michael Prohaska, Geschäftsführer der Prater Service GmbH, eine Tochter der Stadt und – quasi die Hausverwaltung im Prater – dementiert: „Wir haben der Calafatti GmbH 2009 und 2011 einen Vergleich betreffend Mieten angeboten. Jetzt aber sind die Außenstände mit 2,3 Millionen zu hoch.“
Ein Blick ins Archiv und somit hinter die Gipsfassaden am Riesenradplatz bestätigt die Problematik. Kulissenbauer Willibald Bruckschwaiger und sein Team errichteten die Fassaden im Schnellverfahren bis zur Euro 2008. Er informierte damals die Stadt: „Wir haben den Auftraggeber gewarnt, dass vieles bald kaputt sein wird.“