Chronik/Wien

Von Liebe und Hass zur Registrierkasse

Teuer, umständlich und zeitraubend nennen es die einen. Praktisch, flott und kundenfreundlich die anderen. Und doch meinen sie dasselbe: die Registrierkasse. Seit 1. Jänner 2016 muss jeder Unternehmer eine haben; ausgenommen sind nur jene mit weniger als 30.000 Euro Umsatz pro Jahr. Der KURIER sprach mit Standlern am Naschmarkt sowie mit dem Finanzministerium, was die umstrittene Registrierkassenpflicht bisher brachte.

Omar Lashin betreibt das Geschäft "Kalami Delikatessen" – und er ist ein Kritiker der Kasse. Schon die Anschaffung sei teuer, sagt er. "Mehrere Tausend Euro" habe er bezahlt. "Ich arbeite hart und habe kaum Zeit für meine Familie. Heuer konnte ich nicht einmal Urlaub machen, da ich das Geld wieder hereinbringen musste."

Abgesehen davon habe ihn die Kasse auch in der Praxis nicht überzeugt: "Ein Marktstand funktioniert anders als ein Supermarkt", betont Lashin. Bei Großeinkäufen könne man etwa nicht mehr so leicht Rabatte gewähren, da die Preise in der Kasse fix eingespeichert seien.

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Sein Bruder Ibrahim Lashin, der als Verkäufer täglich hinter der Theke steht, bestätigt: "Nun dauert das Kassieren länger. Am Markt müssen wir aber schnell sein. Während wir Belege ausstellen, gehen die Kunden weiter zum nächsten Stand."

Omar Lashin sagt, so mancher Kollegen wolle wegen der Registrierkasse gar seinen Job aufgeben. Daran denke er nicht. "Aber vielleicht ist es möglich, die Auflagen für die Standbetreiber etwas zu lockern", hofft er.

Ganz anders ist die Stimmung am anderen Ende des Naschmarkts, im "Käseland". "Wir haben bereits seit 2012 eine Registrierkasse und sind somit Vorreiter auf diesem Gebiet", erklärt Rahsan Cakir, Produktmanagerin und Verkäuferin.

Vorteile für beide

Ihrer Erfahrung nach bringe die Kasse Vorteile für Kunden wie Mitarbeiter: "Die Kunden bekommen einen Beleg, auf dem die Namen der gekauften Käsesorten aufgelistet sind." Schließlich merke man sich Namen wie "Brie de Meaux" oder "Vacherin Mont d’Or" nicht so leicht: "Viele bringen zum nächsten Einkauf deshalb ihren Beleg mit." Aber die Kasse kann noch mehr: Auf Wunsch erhält der Kunde einen Zettel ausgedruckt, auf dem Herstellung und Charakteristika des gewünschten Käses beschrieben sind. Viele wüssten dies zu schätzen, schildert Cakir: "Etwa wenn sie für Gäste eine Käseplatte zusammenstellen. Dann haben sie Infos zu jede Sorte."

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Der Vorteil für die Mitarbeiter: "Früher mussten wir täglich umständlich abrechnen. Das macht die Kasse nun alles automatisch." Und anders als ihre Kollegen am anderen Ende des Marktes, berichtet Cakir: "Das Kassieren geht jetzt schneller."

Gehen die Meinungen auch auseinander, geben die nackten Zahlen eine eindeutige Antwort: Aus Sicht des Finanzministers ist die Registrierkassenpflicht nämlich ein Volltreffer. Das Umsatzsteueraufkommen ist im ersten Halbjahr 2016 deutlich gestiegen. Das Plus beträgt fast beachtliche 527 Millionen Euro. Für das gesamte Jahr erwartet sich der Fiskus zusätzliche 900 Millionen.

Bei den Beanstandungen hat die Finanz nur Zahlen von Mai bis Juli: 1038 überprüfte Firmen mussten eine Registrierkasse führen. Bei 217 davon gab es Mängel.