Chronik/Wien

Rammstein: Till Lindemann erwirkt einstweilige Verfügung gegen YouTuberin

Die YouTuberin Kayla Shyx hatte über ihren YouTube-Kanal am 05.06.2023 ein Video mit dem Titel "Was wirklich bei Rammstein Afterpartys passiert" hochgeladen, welches bis heute 5,8 Millionen Mal abgerufen wurde. In diesem Video hatte sie unter Berufung auf Shelby Lynn und andere angebliche Zeuginnen u.a. behauptet, Mädchen seien bei Rammstein-Konzerten von Till Lindemann unter Einfluss von Drogen, K.O.-Tropfen und Alkohol sexuell missbraucht worden.

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Nach Angaben von Lindemanns Rechtanwalt wurde nun eine einstweilige Verfügung am Landgericht Hamburg gegen Shyx erwirkt. Das Landgericht Hamburg begründet seine Entscheidung damit, dass es sich bei den Kernvorwürfen um prozessual unwahre Tatsachenbehauptungen bzw. Bewertungen handele, für die es keine Anknüpfungstatsachen gebe, weil es an einer entsprechenden Glaubhaftmachung fehle.

Parallel zu dem Verfügungsverfahren gegen Kayla Shyx läuft ein weiteres Verfügungsverfahren vor dem Landgericht Hamburg gegen Shelby Lynn. Im dortigen Verfahren verzögere sich die Entscheidungsfindung jeodch aufgrund des im Ausland liegenden Wohnorts der Antragsgegnerin. 

Vor Rammstein-Konzert: Demo geplant, keine Ermittlungen in Wien

Buhrufe statt Jubel, Protest-Parolen statt schmeichelhafter Sprüche auf Fan-Plakaten: Rammstein sieht sich seit Wochen mit Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann konfrontiert. Am Mittwoch wollen in Wien über 500 Menschen vor dem Ernst-Happel-Stadion gegen das Konzert der Schock-Rocker demonstrieren. Unter dem Motto "Keine Bühne für Rammstein" formierte sich in Österreich eine Protestbewegung. Eine Petition im Internet, die eine Absage der Konzerte am Mittwoch und Donnerstag forderte, wurde von 17.000 Menschen unterzeichnet. Die Aktion blieb aber ergebnislos, wie die Sprecherin der Initiative dem KURIER sagt. "Die Veranstalter der Konzerte haben keinen Kontakt zu uns aufgenommen", erklärt Hannah Zach.

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Zur Vorgeschichte: Till Lindemann soll junge Frauen sexualisierter Gewalt ausgesetzt haben. Bewiesen ist das nicht, dennoch melden sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe immer mehr junge Frauen, die von Drogen- und Alkoholpartys nach Konzerten sprechen, bei denen sie belästigt worden sein sollen. Die jungen Frauen seien gezielt nach den Vorlieben des Sängers ausgewählt worden. Auch eine Frau aus Österreich sagte, sie sei Opfer geworden. Die Frau, die anonym bleiben möchte, behauptete in der ZiB am Montag, dass sie im Vorfeld eines Rammstein-Konzerts angeschrieben worden sei, ob sie die Band kennenlernen wolle. Dann habe Lindemann sie persönlich mit anderen Frauen auf sein Hotelzimmer eingeladen. Als sie dort klar verneint habe, Sex haben zu wollen, habe Lindemann sie mit dem Gesicht nach unten aufs Bett gedrückt und sie so stark auf das Gesäß geschlagen, dass sein Handabdruck zu sehen gewesen sei - was sie auch fotografisch dokumentieren habe lassen.

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Die Wiener Staatsanwaltschaft bestätigte am Dienstag dem Standard allerdings, dass es aufgrund des Vorfalls keine Ermittlungen in Wien geben werde. 

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Nun äußerte sich auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) zu der Causa.

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"Im Hinblick auf die Konzerte der Band diese Woche in Wien, appelliere ich nochmals an die Veranstalter und die Stadt Wien, effiziente Sicherheits- und Schutzkonzepte zu erstellen, damit sich solche abscheulichen Gewalthandlungen nicht wiederholen", sagt Raab auf Twitter. Auch die Grünen solidarisieren sich mit der Protest-Initiative. „Was wir hinsichtlich der Rammstein-Konzerte in Wien fordern, ist kein Verbot per se, sondern die Absage der Konzerte bis die schwerwiegenden Vorwürfe gegenüber mittlerweile mehreren Bandmitgliedern restlos aufgeklärt sind", sagte Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen.

Schon beim Konzert der Band in Berlin in der vergangenen Woche, waren Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Band zu demonstrieren. 

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Fans unbeeindruckt, Tickets ausverkauft

Während Aktivisten in ganz Europa vor den Konzerten auf die Straße gehen, zeigen sich die Fans der Band unbeeindruckt. In Berlin feierten 60.000 Menschen die Band. „Wir sind wieder zuhause! Danke, Berlin!“, sagte der mit Vorwürfen konfrontierte Sänger Till Lindemann am Ende des gut zweistündigen Auftritts. In Österreich dürfte die Anhängerschaft der Band ebenfalls keineswegs kleiner geworden sein. Beim Verkaufsstart der Konzertkarten waren die Tickets innerhalb weniger Minuten ausverkauft gewesen. Als die Vorwürfe öffentlich wurden, konnte man dann wieder Karten kaufen - aber nur kurzfristig, denn mittlerweile sind auch diese Tickets schon wieder ausverkauft. 

Frontmann bestreitet Vorwürfe

Lindemann selbst weist Vorwürfe gegen ihn übrigens seit Anfang an zurück. Seine Anwälte verweisen auf Behauptungen in sozialen Netzwerken, Frauen seien bei Konzerten „mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr“. Die Staatsanwaltschaft Berlin hat ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Bei Verdacht auf eine Straftat muss sie ermitteln. Auch Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.