Radwegenetz: Ausbau um 18 Kilometer
Von Martin Gantner
In Wolfgang Höflers Garage stehen 140 Räder. Pro Jahr legt der Radkurier 9000 Kilometer im Sattel sitzend zurück. Im Sommer fuhr der 41-Jährige mit dem Rad von Wien nach Berlin, im Herbst von Wien nach Triest. „Heuer möchte ich mit meinem Lastenfahrrad eine Waschmaschine von Tirol hierher transportieren“, sagt der gebürtige Niederösterreicher, der in Wien als Radkurier für das Unternehmen „Heavy Pedals“ arbeitet. „Das sollte zu machen sein.“
Es sind gute Zeiten für Fahrradliebhaber wie ihn. Immerhin hat Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (G) gestern angekündigt, den Radverkehrsanteil heuer von derzeit sechs auf acht Prozent erhöhen zu wollen. So soll etwa das Radwegenetz um rund 18 Kilometer erweitert werden, wofür vier Millionen Euro budgetiert sind. Allerdings: Nur fünf Kilometer kommen aus dem Zentralbudget, für den Rest müssen die Bezirke Geld lockermachen. Das Radwegenetz könnte dann von derzeit 1222 auf 1240 Kilometer anwachsen.
Vassilakou kündigte auch an, dass demnächst die erste Fahrradstraße Wiens beim Kahlenbergerdorf in Döbling (Kuchelauer Hafenstraße) realisiert wird. Konfliktbereiche sollen entschärft werden (siehe Übersicht). Rückenwind erwartet sich die Ressortchefin auch von der Biker-Konferenz „Velo-City“, die im Juni in der Bundeshauptstadt über die Bühne geht. „Ich will ein absolutes Rekordjahr, ein sattes Plus“, zeigte sich Vassilakou am Freitag selbstsicher.
"Richtung stimmt"
Radkurier Höfler ist dennoch nur vorsichtig optimistisch. „Die Richtung stimmt, aber den Ausbau des Radwegenetzes sehe ich kritisch.“ Der Grund: Höfler ist überzeugt, dass mehr Radwege nicht automatisch die Sicherheit der Radler erhöhen. "Das subjektive Sicherheitsgefühl mag höher sein. Objektiv gesehen ist man auf der Straße aber sicherer, weil man von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen wird." Alec Hager von der Interessensgemeinschaft Fahrrad begrüßt den Ausbau des Radwegenetzes zwar, plädiert aber auch dafür, von der Novelle der Straßenverkehrsordnung Gebrauch zu machen und die Radwegebenützungspflicht vielerorts aufzuheben. „Es würde die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen“, glaubt auch Höfler.
Christoph Chorherr, oberster Radler bei den Wiener Grünen, hält dagegen: „Für Leute, die viel mit dem Rad unterwegs sind, mag das stimmen. Wir wollen aber mit neuen Radwegen auch jene fürs Rad begeistern, die jetzt noch im Auto sitzen.“ Derzeit würden aber etliche Straßen geprüft, in denen eine Aufhebung der Radwegebenützungspflicht sinnvoll wäre. „Für Details ist es hierfür aber noch zu früh.“
Nummer | Adresse | Vorhaben | Länge |
1 | 1., Kärntner Ring Abschnitt Kärntner Straße bis Max Weiller Platz | Bestandsverbesserung des bestehenden Radweges | 100m |
2 | 1., Franz-Josefs-Kai Abschnitt Dominikaner Bastei bis Aspernbrücke | Verbreiterung des Geh- und Radweges | 200m |
3 | 2., Südportalstraße Abschnitt Messestraße bis Trabrennstraße | Verkehrsfreier Bereich; Verbindung zwi-schen bestehende Radfahranlagen | 600m |
4 | 2., Obere Donaustraße Abschnitt Lilienbrunngasse bis Hollandstraße | Zweirichtungsradweg; Verbindung zwi-schen bestehenden Radfahranlagen | 250m |
5 | 3., Landstraßer Hauptstraße Abschnitt Landstraßer Gürtel bis Rennweg | Zweirichtungsradweg; Verlängerung des bestehenden Radweges | 350m |
6 | 3., Otto-Preminger-Straße Abschnitt Rubin-Bittmann-Promenade bis Landstraßer Hauptstraße | Mehrzweckstreifen; Anbindung an den Radweg in der Landstraßer Hauptstraße | 600m |
7 | 3., Rubin-Bittmann-Promenade Abschnitt Aspangstraße bis Otto-Preminger-Straße | Geh- und Radweg; Anbindung am dem Mehrzweckstreifen Otto-Preminger-Straße | 280m |
8 | 3., Leberstraße Abschnitt Landstraßer Hauptstraße bis Grasber-gergasse | Mehrzweckstreifen; Verbindung zwischen Landstraßer Hauptstraße und Am Kanal | 180m |
9 | 7., Schottenfeldgasse Abschnitt Badhausgasse bis Lerchenfelder Straße | Radfahren gegen die Einbahn; Netzerwei-terung und Anschluss an Albertgasse | 50m |
10 | 8., Albertgasse Abschnitt Josefstädter Straße bis Pfeilgasse | Radfahren gegen die Einbahn; Anbindung zwischen bestehender Anlage in der Al-bertgasse und der neuen Verbindung in der Schottenfeldgasse | 150m |
11 | 8., Josef-Mathias-Hauer-Platz Abschnitt Josefstädter Straße bis Florianigasse | Radweg; Netzerweiterung mit Verbindung zur Albertgasse | 40m |
12 | 9., Alser Straße Abschnitt Garnisonstraße bis Spitalgasse | Mehrzweckstreifen; Netzschluss zwischen Universitätsstraße und Spitalgasse | 400m |
13 | 9., Hernalser Gürtel – Querung Abschnitt zwischen Lazarettgasse bis Jörger Straße | Mehrzweckstreifen; Netzschluss zwischen bestehender Radfahranlage Lazarettgasse und Jörger Straße | 30m |
14 | 10., Gerhard-Bronner-Straße Abschnitt Sonnwendgasse bis Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße | Mehrzweckstreifen; Verbindung zwischen zwei Radfahranlagen | 200m |
15 | 12., Altmannsdorfer Straße Abschnitt Belghofergasse bis ggü. Eckartsaugasse | Radfahren gegen die Einbahn; Zweirich-tungsradweg; Netzschluss zwischen be-stehende Anlage Belghofergasse und Alt-mannsdorfer Straße | 300m |
16 | 22., Kagraner Platz Abschnitt zwischen Wagramer Straße bis Zillinger-gasse | Mehrzweckstreifen; Netzschluss zwischen bestehende Anlage Wagramer Straße und Hirschstettner Straße | 200m |
17 | 22., Oleandergasse Abschnitt zwischen Pelargonienweg bis Rautenweg | Mehrzweckstreifen; Netzerweiterung des Rautenweges | 370m |
18 | 22., Niklas-Eslan-Straße Abschnitt Cankarstraße bis Seestadtstraße | Geh- und Radweg; Anbindung an U2 | 750m |
Weitere Projekte | |||
19 | 1., Lückenschluss Äußerer Ringradweg | Konkrete Planung 2013 – Umsetzung 2013/14 | |
20 | 1., Habsburgergasse | Prüfung der Lösung mit einer Ampel – Ergebnis Frühjahr 2013 | |
21 | 6., Getreidemarkt | Realisierung 2013 |