Warum Wiederkehr und Gaál ein Ständchen mit Virginia Ernst sangen
Von Birgit Seiser
Am Mittwochmorgen ist die 2A der MS Kölblgasse (Bezirk Landstraße) im Turnsaal versammelt. Gemeinsam sollen sie ein Gummihendl von den Lehrpersonen stibitzen und es dann unbemerkt hinter eine rote Bodenmarkierung schmuggeln. Abgesehen davon, dass das Spiel den Schülern ganz offensichtlich viel Freude bereitet, entsteht sofort eine Dynamik, in der die ganze Klasse zusammenarbeitet – unabhängig von der Herkunft, des Geschlechts und anderen kulturellen Unterschieden der Kinder.
Dieses Spiel ist Teil eines Workshops von „Respekt: Gemeinsam stärker“, ein Projekt, das die Stadt Wien ins Leben gerufen hat.
An diesem Mittwoch sind die Kinder aber nicht allein im Turnsaal, auch Vizebürgermeistern Kathrin Gaál (SPÖ)und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) sind in die Mittelschule gekommen und nehmen an den Workshops teil. „Das war von Anfang an ein Herzensprojekt von mir“, sagt Gaál.
Im Gespräch mit den Schülern kristallisieren sich bald einige Kandidaten heraus, die künftig ihr Amt übernehmen möchten. Noch spannender findet man aber die Berufe der beiden Botschafter des Projekts, Sängerin Virginia Ernst und Schauspieler Faris Rahoma. „Ich hätte mir solche Projekte in meiner Schulzeit vor 20 Jahren auch gewünscht“, sagt Ernst.
Rahoma nimmt Bezug auf den Wahlsieg von Donald Trump, der zeitgleich mit dem Workshop verkündet wurde: „Es scheint, dass gerade das, was uns trennt, wichtiger wird, als das, was uns eint. Umso wichtiger ist es, Gemeinsamkeiten zu finden, und wir haben heute gesehen, dass das sehr gut funktionieren kann“, sagt Rahoma.
Heuer nehmen zehn Wiener Schulen an dem Projekt teil. Insgesamt machten in den vergangenen Jahren bereits 13.752 Schüler bei den Workshops mit. 1.165 Lehrer nahmen an Fort- und Weiterbildungen statt, um die Methoden für eine Schule ohne Gewalt, Vorurteile und Mobbing auch abseits der Workshops in die Klassen bringen zu können.
Demokratiefördernd
Christoph Wiederkehr nahm an einem Workshop der Klasse 3B teil, bei dem die Stärken und Interessen aller Schüler auf einem Plakat notiert wurden. Daraus wurde dann abgeleitet, wie vielfältig die Klasse eigentlich ist und was diese Vielfalt dem Miteinander bringen kann. Wiederkehrs Stärke wurde übrigens im Reden gesehen. „Das ist wichtig in der Politik, damit einem die Menschen zuhören“, bestärkte ihn ein Schüler in seiner Berufswahl.
„Das Projekt ist demokratiefördernd. Die Schule soll ein angstfreier Raum sein, in dem sich die Schüler entfalten können“, sagte der Vizebürgermeister.
Virginia Ernst, die seit zwei Jahren Botschafterin ist, feiert Gemeinsamkeit berufsbedingt am liebsten mit Musik, weshalb es am Ende des Workshops noch ein gemeinsames Ständchen gab. Auch Wiederkehr und Gaál stimmten mit ein.